25.08.2021 / Feuilleton / Seite 11

Immer so schön

Sie beginnt wieder, die unvermeidliche Promophase für den unvermeidlichen Deutschen Buchpreis, der dem Buchhandel höhere Umsätze garantieren soll, die man der Branche trotz eher milder Coronafolgen ja gönnen kann. Den glücklichen Gewinner erwarten 25.000 Euro und viel Aufmerksamkeit, aber nur wenig Meriten – denn literarisch würdige Bepreiste waren seit der Einführung des Marketingtools 2005 eher selten. Nun liegt die »Longlist« des erweiterten Kandidatenkreises vor. Unter den 20 Titeln findet sich auch durchaus Interessantes: Starautor Christian Kracht ist mit seinem Roman »Eurotrash« (Kiepenheuer und Witsch) dabei, Titanic-Kolumnist Heinz Strunk mit »Es ist immer so schön mit dir« (Rowohlt), einem »toxischen Liebesroman«, und der Stolz Austrias, Franzobel, mit »Die Eroberung Amerikas« (Zsolnay) über Kolonialverbrechen. Die in identitätspolitischen Debatten gestählte Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal findet sich mit ihrem Romandebüt »Identitti« (Hanser) ebenso auf der Liste wie Dilek Güngör mit ihrer Geschichte von einem »Gastarbeiter« und dessen Tochter: »Vater und ich« (Verbrecher). Unsere Hoffnungen ruhen natürlich auf Raketenkommunist Dietmar Dath und seinem soeben erschienenen »Kalkülroman« »Gentzen oder: Betrunken aufräumen« (Matthes & Seitz). Am 21. September erscheint die auf sechs Titel ausgedünnte »Shortlist«, die Preisverleihung erfolgt am 18. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse. (pm)

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