17.06.2021 / Schwerpunkt / Seite 3

Hintergrund: Der Weg der Akten

Unter den ins Bundesarchiv überführten und zu überführenden 111 Kilometern Aktengut befinden sich auch über fünf Kilometer Akten, die in der Freienwalder Straße 17 in Berlin-Hohenschönhausen gelagert waren. Das waren die Unterlagen, die die DDR bei der Ermittlung von Nazi- und Kriegsverbrechern in 45 Jahren akribisch zusammengetragen hatte. Zuständig war die Hauptabteilung IX/11. Deren letzter Chef, Oberstleutnant a. D. Dieter Skiba, seit 1968 dort tätig, erinnert daran, dass diese Akten nach dem Ende der DDR ins Bundesarchiv überführt worden waren – wohin sie auch gehört hätten.

Dann aber wurde die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) gegründet, und deren erster Chef, Joachim Gauck, holte eben jene Unterlagen in seine Verantwortung. Überall, wo MfS draufstand, war schließlich »DDR-Diktatur« drin. Nunmehr kehren also auch diese Dokumente erneut unters Dach des Bundesarchivs zurück und stehen der Bildung und Forschung zur Verfügung, die – wie Marianne Birthler in einem Interview mit dem Tagesspiegel am 11. Juni bitterlich beklagte – unter ihrem Nachfolger gelitten hätten: »Das mangelhafte Interesse von Roland Jahn an Bildung und Forschung war schon auffällig.« (ra)

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