11.05.2021 / Ausland

Katalonien: Befürworter der Unabhängigkeit streiten über Regierungsbildung

Barcelona. In der spanischen Region Katalonien haben sich die beiden größten die Unabhängigkeit befürwortenden Parteien bei Gesprächen über eine Koalitionsregierung offenbar heftig zerstritten. Die sozialdemokratische ERC und die rechtskonservative JuntsxCat hatten nach der Regionalwahl am 14. Februar Verhandlungen über eine Koalitionsregierung mit ERC-Chef Pere Aragonès als neuem Regionalregierungschef aufgenommen. Wenn sie bis zum 26. Mai keine Einigung erzielen, muss es eine Neuwahl geben. »Wir sind tief enttäuscht und fühlen uns betrogen«, sagte ERC-Sprecherin Marta Vilalta am Montag über die Verhandlungen mit JuntsxCat, wie die Zeitung El País am Montag berichtete.

Hauptstreitpunkt ist demnach der »Rat für die Republik«, den der 2017 nach Belgien geflohene Exregierungschef Carles Puigdemont dominiert. Dieser Rat, der noch keine rechtliche Organisationsform hat, soll nach dem Willen von JuntsxCat die Federführung im Kampf für die Unabhängigkeit der wirtschaftsstarken Region im Nordosten Spaniens übernehmen. Die ERC, die als kompromissbereiter beim Streben nach Unabhängigkeit gilt als JuntsxCat, lehnt eine »Bevormundung« durch den Rat ab.

Nach einem von Madrid als illegal eingestuften Unabhängigkeitsreferendum war Katalonien 2017 von der damaligen konservativen Zentralregierung von Mariano Rajoy unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Puigdemont floh nach Belgien. Viele seiner damaligen Mitstreiter aber wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Eine Lösung des Konflikts um die Wiedererlangung der nach 1714 verlorenen Unabhängigkeit ist nicht in Sicht. (dpa/jW)

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