07.04.2021 / Inland

Kirchenkritiker Hans Küng verstorben

Tübingen. Einer der wichtigen Kritiker in der katholischen Kirche ist tot: Der Theologe Hans Küng starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Tübingen. Das bestätigte die Sprecherin der Tübinger Stiftung Weltethos, Nadja Dornis. »Mit Hans Küng verlieren wir den charismatischen und menschlich beeindruckenden Gründer der Stiftung und einen visionären Vordenker für eine gerechtere und friedlichere Welt«, teilte Eberhard Stilz, Präsident der Stiftung Weltethos, mit. Weil Küng die Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes anzweifelte, ließ Papst Johannes Paul II. ihm 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entziehen. Der Theologe prangerte aber auch danach immer wieder die mächtige Position des Papstes an und bezeichnete die Kirche deshalb als Diktatur. In seinen Büchern und Vorträgen trieb er den Dialog zwischen den Weltreligionen voran. »Die katholische Kirche ist krank, vielleicht sterbenskrank«, diagnostizierte er mit Blick auf den Priestermangel und den Mitgliederschwund. Den Päpsten und nicht zuletzt seinem früheren Weggefährten Benedikt XVI. warf er vor, den biblisch bezeugten Jesus durch ein »selbstfabriziertes Kirchenrecht« verdrängt zu haben. Seine Forderungen wie die Abschaffung des Zölibats, also des Heiratsverbots für Priester, die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und die Stärkung der Laien machten ihn für viele Reformkatholiken zu einem Vobild. In den vergangenen Jahren hatte sich Küng wegen seines verschlechterten Gesundheitszustands zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. (dpa/jW)

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