28.10.2020 / Feuilleton / Seite 10

Junger Pionier vom Dienst

F.-B. Habel

Mit dem Urberliner Lutz Stückrath ist am vergangenen Donnerstag der letzte der »Drei Dialektiker« aus den Anfangsjahren des »Kessel Buntes« im Alter von 82 Jahren gestorben. Mit dem Mecklenburger Horst Köbbert (1928–2014) und dem Sachsen Manfred Uhlig (1927–2019) moderierte Stückrath ab 1972 die große Unterhaltungsshow des Deutschen Fernsehfunks mit frechen Sketchen, die aber auf Wunsch der Redaktion immer zahmer wurden, bis das Trio 1977 das Handtuch warf.

Der Schlosser Stückrath mit dem markanten Bürstenhaarschnitt begann seine Laufbahn als Amateur beim NVA-Kabarett »Die Kneifzange«. Er studierte Schauspiel, spielte kleine Rollen bei Film und Fernsehen, aber das Kabarett blieb sein Hauptbetätigungsfeld. Wichtiger Ausflug auf die Leinwand war zu Beginn der 70er Jahre die Defa-Kurzfilmserie »Abseits«, in der er den Tobias Bremser spielte, der die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hatte.

»Bummi«, wie die Kollegen ihn nannten, war jahrelang Mitglied des Ensembles der »Distel«, wo er mit Berliner Schnauze Lachsalven erntete und in vielen Sketchen ziemlich respektlos als der »junge Pionier vom Dienst« brillierte. In den 90er Jahren trat er u. a. beim anderen Berliner Kabarettensemble »Stachelschweine« als typischer kleiner Mann aus dem Volke auf. Er beendete seine Laufbahn bei den »Oderhähnen« in Frankfurt mit fast 80 Jahren.

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