08.10.2020 / Feuilleton / Seite 11

Beat it!

Thomas Grossman

Er hat die Rockgitarre wieder lächeln lassen – in einer Zeit als alles etwas schwerblütig war«, sagte Joe Satriani, selbst ein Saitenzauberer, 2015: »Außerdem haben sich Millionen von Gitarristen teuflisch erschreckt, weil er so verdammt gut war.« Am Dienstag ist Eddie Van Halen, Gründer und Gitarrist der Band Van Halen, im Alter von 65 Jahren nach einem Kehlkopfkrebsleiden in Kalifornien gestorben. Stilprägend für Rockgitarristen war sein beidhändiges Tapping (Stoßen der Saiten aufs Griffbrett). Er konnte sein Instrument wie Flieger beim Sturzflug oder auch wie ein Rudel wilder Raubtiere klingen lassen.

Geboren wurde Edward Lodewijk Van Halen am 26. Januar 1955 in Amsterdam, wo seine aus Indonesien stammende Mutter rassistisch angefeindet wurde. Weil auch noch die Arbeitsbedingungen mies waren, zog die Familie 1962 ohne Vermögen nach Kalifornien, um sich dort durchzuschlagen. Zehn Jahre später gründete Eddie mit seinem älteren Bruder Alex eine Band. 1974 nannten sie diese Van Halen und hatten bald Stadionauftritte mit gigantischen Lautsprechertürmen.

56 Millionen Alben verkaufte die Gruppe allein in den USA, die Alben »Van Halen« (1978) und »1984« überschritten die Zehnmillionenmarke. 1983 spielte Eddie das wunderbare Solo in Michael Jacksons Megahit »Beat It« ein. Im folgenden Jahr führte der Van-Halen-Song »Jump« fünf Wochen lang die US-Charts an. Als Sänger David Lee Roth 1985 nach Streitereien die Band verließ, blieb sie erfolgreich.

In diesem Jahrtausend hatte Eddie Probleme mit Alkohol. Die Trennung von seiner Frau setzte ihm zu, der Rauswurf bei Warner Brothers, eine Hüftoperation, eine Zungenkrebsdiagnose. 2012 erschien allerdings noch ein Van-Halen-Album, »A Different Kind of Truth«.

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