29.07.2020 / Ausland

Drei Flüchtlinge von »Libyscher Küstenwache« erschossen

Tripolis. In Libyen sind drei Sudanesen auf der Flucht erschossen worden, nachdem sie von der sogenannten libyschen Küstenwache zurück an Land gebracht worden waren. Deren Einsatzkräfte hätten am Montag abend auf die Menschen geschossen, als diese versuchten, von der Anlegestelle zu fliehen, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) forderte »eine dringende Untersuchungx des Vorfalls in Al-Chums, einer Hafenstadt etwa 100 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis. Die Schüsse seien gefallen, »nachdem mehr als 70 Menschen von einem Schiff gegangen waren«, erklärte das UNHCR. Zwei Menschen seien vor Ort gestorben, ein dritter auf dem Weg ins Krankenhaus. Zwei weitere wurden demnach verletzt. Die übrigen an Land gebrachten Menschen seien in »Gewahrsam« genommen worden.

Der Vorfall unterstreiche, dass Libyen »kein sicherer Hafen« für Flüchtende sei, sagte der UNHCR-Sondergesandte Vincent Cochetel. Die IOM forderte die Europäische Union und die »internationale Gemeinschaft« auf, gefährdete Menschen nicht mehr zurück nach Libyen zu schicken. Allerdings dokumentierte erst der Ende Juni von der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée veröffentlichte Bericht »Völkerrecht über Bord« wie die EU-Staaten seit 2017 systematisch die »libysche Küstenwache« aufgebaut haben, die ihrer Aufgabe als Rettungsleitstelle kaum nachkomme. Statt Rettungseinsätze zu koordinieren und Überlebenden einen sicheren Hafen zuzuweisen, sei sie befähigt worden, Schiffbrüchige auf hoher See abzufangen und völkerrechtswidrig in das Kriegsland zurückzubringen. (AFP/jW)

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