22.05.2020 / Feuilleton / Seite 10

Aerosole und Heilmittel

Dusan Deak

Nach neuesten Erkenntnissen spielen die Mikrotröpfchen, die wir alle beim Sprechen und Singen ausstoßen, bei der Verbreitung des Coronavirus eine wichtige Rolle. Diese halten sich bis zu zehn Minuten in der Luft und wabern unsichtbar bis in die Regale von Supermärkten. Laut Leopoldina kann ein unvorsichtiges lautes Singen an der Edeka-Kasse in Hamburg-Altona eine Aerosolwelle und ein schweres Pandemiebeben in Norwegen auslösen. Singen in Vakuum-gesicherten Dusch- und Waschräumen ist unbedenklich.

Robert-Koch-Institut und Leopoldina empfehlen deshalb, leiser und weniger zu sprechen, gegebenenfalls, wie bei Politikern oft erwünscht, mit dem Reden ganz aufzuhören. Auf Singen an der Aldi- und Lidl-Kasse sollten Bürger gänzlich verzichten. Beim Denken entstehen keine Aerosole, allerdings hilft bei gewissen Gruppierungen (Armin Laschet, die AfD-Bundestagsfraktion, andere Coronaverharmloser) auch das Denken nicht weiter.

Erfreuliches gibt es von der Medikamentenfront: Mediziner haben entdeckt, dass der Magensäureblocker Famotidin bei schweren Krankheitsverläufen einigen Patienten helfen konnte. Zumindest besser als das intravenöse Spritzen von Chlorbleiche, Haarwuchsmittel oder Domestos, wie es US-Präsident Trump empfiehlt.

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