20.04.2020 / Feuilleton / Seite 11

Unterwegs mit Covid-20

Dusan Deak

Kellyanne Conway, die schlaueste Beraterin Donald Trumps, hat nachgezählt. Nach Covid-19 ist Covid-20 dran. Das vermutlich bisher einzige Opfer in Deutschland ist sehr prominent: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, auch bekannt als »Die Stimme des kleinen Mannes«. Auffälligstes Symptom der Erkrankung: Zwanghaftes Widersprechen und Gegenteiliges zu behaupten, wenn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, ob zusammen mit anderen Landesfürsten oder nicht, gerade etwas beschlossen und verkündet hat. Ungefragt und wie unter einem bösen Fluch äußert Laschet in solchen Fällen passiv-aggressiv Belanglosigkeiten aus seinem Alltags- und Familienleben. Dabei beruft er sich auf Fakten- und Zahlensalat aus Regionen und Ortschaften, die kein Schwein in Hamburg oder Thüringen kennt und die bundesweit vermutlich ohne jede Bedeutung sind.

Covidforscher eruieren die Zusammenhänge dieser Bewusstseinstrübung des Ministerpräsidenten noch. Sie bereitet den Virologen ernsthafte Sorgen, unbehandelt könnte sie massive Spätfolgen zeitigen. Darum erwägt das Robert-Koch-Institut, täglich in einer Bundespressekonferenz über den Geisteszustand von Armut Laschet zu berichten. Befürchtet wird, dass die Geschwindigkeit, mit der sich Laschets Medienpräsenz verdoppelt, außer Kontrolle gerät und bald die Kapazitätsgrenze erreicht.

Laschet hat durch sein beherztes Engagement mindestens 0,2 Zentimeter an Statur und Größe gewonnen. Man nennt ihn bereits den Napoleon von Düsseldorf. Das könnte ihn über die Tischkante und den Tellerrand hinaus sichtbar machen und ihm bei der Kandidatur für Kanzler- und CDU-Parteivorsitz behilflich sein.

Zumal Merz spätestens im April als Parteivorsitzkandidat ganz sicher von der Bildfläche verschwindet.

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