20.02.2020 / Ausland

Ungarn: Rat für die »strategische Lenkung« der Kultur gegründet

Budapest. Die rechte Regierung Ungarns legt den Kulturinstitutionen des Landes Zügel an: Ministerpräsident Viktor Orban leitete am Mittwoch in Budapest die Gründungssitzung des neuen »Nationalen Kulturrates«. Dem Gremium gehören die Leiter 18 staatlicher und staatsnaher Kulturinstitutionen an, darunter die Staatsoper, das Nationalmuseum und die Nationalbibliothek. Das Ereignis fand in Orbans Amtssitz auf der Burg von Buda statt, teilte die Regierung auf ihrer Webseite mit. »Der Rat gewährleistet die fachlichen Grundlagen für die einheitliche Regierungsstrategie zur Lenkung der kulturellen Zweige«, hieß es in der Mitteilung. Er soll die Entwicklungspläne der Regierung für die verschiedenen Kulturbereiche begutachten und koordinieren.

Die Schaffung des Gremiums geht auf das Kulturgesetz von Ende vergangenen Jahres zurück, demzufolge »Ungarn die Verantwortung dafür übernimmt, die nationale Kultur zu bewahren und die nationale Identität zu stärken«. Kritiker sehen in dem Gesetz und dem neuen Gremium ein weiteres Werkzeug der Orban-Regierung, unabhängige Kultur und autonome Kulturschaffende zu reglementieren und zu unterdrücken. So wurden in den vergangenen Jahren freie Theater von öffentlichen Subventionen weitgehend abgeschnitten. Zugleich fördert die Regierung künstlerische Bemühungen, die ihrem Ideal einer »nationalen« und christlichen Traditionen verpflichteten Kultur entsprechen. (dpa/jW)

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