12.02.2020 / Ausland

Crypto AG: BND und CIA nutzten Firma zur Spionage

Washington. Der Bundesnachrichtendienst und der US-Auslandsgeheimdienst CIA haben nach Medienberichten mittels einer Verschlüsselungsfirma über Jahrzehnte hinweg mehr als 100 Staaten ausgespäht. Das bestätigten von führenden BND- und CIA-Mitarbeitern angelegte Akten, die das ZDF, die Washington Post und das Schweizer Fernsehen auswerteten und darüber am Dienstag berichteten. Im Zuge der Recherchen hat der Schweizer Bundesrat bereits eine Untersuchung veranlasst.

Den Berichten zufolge verließen sich Regierungen in aller Welt bei der Verschlüsselung ihrer Kommunikation auf die Schweizer Firma Crypto AG– im Unwissen darüber, dass diese seit 1970 in Besitz der CIA und des BND gewesen sei und die Geheimdienste in der Lage waren, die Verschlüsselung zu knacken. Der frühere Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer (CDU) bestätigte dem ZDF die Geheimdienstoperation. Der BND habe die Zusammenarbeit mit der CIA demnach aber 1993 beendet. »Der Bundesnachrichtendienst nimmt zu Angelegenheiten, welche die operative Arbeit betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung«, erklärte der BND am Dienstag auf Anfrage. Der Washington Post zufolge weisen die ausgewerteten Unterlagen darauf hin, dass mehr als 120 Länder zwischen den 1950er und den 2000er Jahren Verschlüsselungstechnik der Firma verwendeten. Als die CIA und der BND in Besitz der Firma gewesen seien, hätten sie Millionen daran verdient.

Zu den Kunden der Crypto AG hätten nicht nur Militärjuntas in Lateinamerika, sondern auch der Iran, Indien, Pakistan und der Vatikan gezählt, berichtete die Washington Post. (dpa/jW)

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