18.01.2020 / Geschichte / Seite 15

Anno … 4. Woche

1905, 22. Januar: Zehntausende streikende Arbeiter, angeführt von dem orthodoxen Priester Georgi Gapon, ziehen in einen Sternmarsch aus den Vororten Sankt Petersburgs zum Winterpalast, der Residenz des Zaren Nikolaus II. Sie demonstrieren für menschenwürdigere Arbeitsbedingungen, Agrarreformen, Abschaffung der Zensur und religiöse Toleranz. Die Demonstranten fordern zudem die Schaffung einer Volksvertretung. Bereits vor dem Narwa-Tor schießen Soldaten auf die Menschenmenge. Am Nachmittag kommt es rund um den Winterpalast zu weiteren Zusammenstößen, die Armee schießt erneut. Nach unterschiedlichen Schätzungen sterben 400 bis 1.000 Menschen. Der »Petersburger Blutsonntag« markiert den Beginn der ersten bürgerlich-demokratische Revolution in Russland. Im Oktober beginnen in allen Industriezentren Massenstreiks für den Sturz der Zarenherrschaft, die ersten Sowjets werden gebildet.

1920, 22. Januar: Unter Berufung auf ihre Neutralitätspolitik verweigert die niederländische Regierung die von den alliierten Siegermächten im Ersten Weltkrieg geforderte Auslieferung des ehemaligen deutschen Kaisers als Kriegsverbrecher. Wilhelm II. hatte sich seit dem 29. Oktober 1918 im damaligen deutschen Hauptquartier im belgischen Spa aufgehalten und war von dort ins Exil in die nahen Niederlande gegangen, wo ihm Königin Wilhelmina Asyl gewährte.

1930, 20. Januar: Auf der zweiten Haager Konferenz wird der »Young-Plan« angenommen. Er löst den »Dawes-Plan« von 1924 über die deutschen Reparationszahlungen ab und setzt eine durchschnittliche jährliche Zahlungsverpflichtung in Höhe von zwei Milliarden Reichsmark fest. Der Plan soll bis 1988 gelten, wird aber bereits im Juni 1931 durch das »Hoover-Moratorium« ausgesetzt und im Juli 1932 von der Konferenz von Lausanne aufgehoben.

1960, 24. Januar: Französische Offiziere erheben sich im noch immer französisch kontrollierten Algerien gegen Frankreichs Präsident Charles de Gaulle. Dieser hatte zuvor das Selbstbestimmungsrecht der Algerier anerkannt und war im Begriff, Verhandlungen mit der Befreiungsbewegung FLN aufzunehmen. Der Putsch der »Ultras« löst in Frankreich einen Generalstreik aus, der Umsturzversuch scheitert.

1990, 21. Januar: Die Zentrale Schiedskommission der SED-PDS beschließt, »im Interesse der Erneuerung der Partei und auf der Grundlage des damals gültigen Statuts alle in der Vergangenheit ausgesprochenen Parteistrafen aufzuheben«.

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