24.12.2019 / Schwerpunkt / Seite 3

Hintergrund: Zwölf Routen in den Krieg

Ab Februar 2020 wird sich eine Division der US-Armee auf den Weg nach Osteuropa machen. Nachdem sie den Atlantik überquert hat, wird sie in sechs europäischen Häfen anlanden, darunter auch Bremerhaven. Von dort werden die Soldaten auf zwölf Routen weiter in Richtung russische Grenze ziehen. Der Großteil der US-Streitkräfte wird über Deutschland nach Polen und teilweise ins Baltikum verlegen. Ein zweiter Teil wird die Ostsee per Schiff durchqueren, um direkt im Baltikum an Land zu gehen. Ein dritter Teil wird über Deutschland südöstlich nach Georgien gebracht. Entlang der Routen wird die US-Division auf schon in Europa stationierte US-Truppen und ihre europäischen Kameraden treffen. Mit »Defender Europe 2020« optimieren die Truppen der NATO-Staaten nicht nur ihre Militärlogistik, sondern knüpfen auch multinationale Befehls-, Kommunikations- und Informationsketten. Und zwar nicht nur im Bereich Logistik: Sieben andere Militärübungen gliedert das Kriegsbündnis nächstes Jahr in die US-Übung Defender Europe 20 ein. Mit einem geteilten Szenario soll so rund um Russland ein »Schlachtfeldnetzwerk« simuliert werden, wie man bei der U. S. Army nahestehenden Autoren lesen kann.

Die Bundesrepublik wird »Defender Europe 20« nutzen, sich im transatlantischen System der Arbeitsteilung verstärkt die strategische Rolle als militärische Drehscheibe und Schaltzentrale im Zentrum Europas zu sichern. Bundeswehr und -regierung werden die U. S. Army in einer Weise unterstützen, deren Umfang weit über die bisher bekannten drei »Support-Zentren« hinausgeht. Insgesamt mindestens 13 Bundeswehrstandorte sind dafür eingeplant. Aber auch die zivile Infrastruktur der Bundesrepublik wird nächstes Jahr im Dienste der U. S. Army stehen. Soldaten und Kriegsgerät werden dann über zivile Flughäfen (u. a. Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg), Binnenhäfen (u. a. Bremen, Duisburg) und das Straßen- und Schienennetz umgeschlagen. (mw)

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