30.11.2019 / Geschichte / Seite 15

Anno … 49. Woche

1914, 2. Dezember: Karl Liebknecht stimmt als einziger Abgeordneter im Deutschen Reichstag unter Bruch des Fraktionszwangs gegen die zweite Kriegskreditvorlage der Regierung. Es wird ihm verweigert, zur Begründung seiner Haltung im Parlament zu sprechen. Auch die Aufnahme seiner Ablehnungsbegründung in das amtliche Reichstagsprotokoll wird vom Präsidenten des Reichstags untersagt. Einen Tag später missbilligt der Vorstand der SPD Liebknechts Verhalten und erteilt ihm eine offizielle Rüge.

1934, 1. Dezember: Der hochrangige sowjetische Parteifunktionär Sergei Mironowitsch Kirow wird von dem KPdSU-Mitglied Leonid Nikolajew an seinem Arbeitsplatz im Smolny-Institut in Leningrad durch einen Kopfschuss getötet. Die Tat gilt als Auslöser einer großen Säuberungswelle, in deren Folge hohe sowjetische Partei- und Staatsfunktionäre als angebliche Hintermänner im Mordfall Kirow und wegen ihrer Beziehungen zur Opposition Trotzkis und angeblicher terroristischer staatsfeindlicher Aktivitäten angeklagt wurden. Beweise für den Verdacht, Stalin habe den Mord an Kirow in Auftrag gegeben, haben sich nie finden lassen. In neueren Untersuchungen wird davon ausgegangen, Nikolajew sei ein Einzeltäter mit persönlichem Motiv gewesen.

1939, 30. November: Die Rote Armee rückt in Finnland ein, der sogenannte Winterkrieg beginnt. Die Sowjetunion begründet den Einmarsch mit der Sicherung Leningrads. Langwierige Verhandlungen über Grenzveränderungen und Gebietsaustausch waren zuvor gescheitert. Bis zum Friedensschluss am 13. März 1940 werden rund 70.000 Finnen verwundet oder getötet. Die Größenordnung der sowjetischen Verluste wird auf ein Vielfaches geschätzt.

1989, 3. Dezember: Das Politbüro des ZK der SED (einschließlich Egon Krenz) tritt nach Protesten auch aus der Parteibasis geschlossen zurück. Krenz gibt nach siebenwöchiger Amtszeit am 6. Dezember den Vorsitz des Staatsrates an den LDPD-Politiker Manfred Gerlach ab. Am 9. Dezember wird Gregor Gysi auf einem kurzfristig einberufenen außerordentlichen Parteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt. In der zweiten Tagungshälfte des Parteitages, am 16. Dezember, wird die Partei auf Vorschlag von Gysi in Sozialistische Einheitspartei Deutschlands – Partei des demokratischen Sozialismus (SED-PDS) umbenannt.

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