22.11.2019 / Ausland

Faschistische Namen: Rom benennt Straßen um

Rom. Die italienische Hauptstadt hat zwei Straßen und einen Platz umbenannt, die an zwei Wissenschaftler aus der Zeit des Faschismus (1922–1943) erinnerten. Sie erhalten jetzt die Namen von drei verfolgten Wissenschaftlern, unter ihnen zwei Frauen, wie die Stadt Rom am Donnerstag mitteilte.

Die faschistischen Wissenschaftler hatten 1938 das »Manifest für die Rasse« unterzeichnet, das die Rassengesetze von Diktator Benito Mussolini (1883–1945) unterstützte. Bisher trugen eine Straße und ein Platz im Nordwesten Roms den Namen des Psychiaters Arturo Donaggio (1868–1942), eine Straße am südlichen Stadtrand war nach dem Biologen Edoardo Zavattari (1883–1972) benannt. Beide gelten als faschistische Theoretiker, die versuchten, die vermeintliche Überlegenheit der »italienischen Rasse« wissenschaftlich zu begründen. Die bisherige Via Zavattari trägt jetzt den Namen der jüdischen Agrarwissenschaftlerin Enrica Calabresi (1891–1944), die sich vor der drohenden Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz das Leben nahm. Die Via Donaggio erhält den Namen des Medizinprofessors Mario Carrara (1866–1937), der von den Faschisten entlassen und eingesperrt wurde. Der bisherige Largo Donaggio wird nach der der Physikerin Nella Mortara (1893–1988) benannt, der wegen der faschistischen Gesetze die Habilitation aberkannt worden war.

»Mit diesen neuen Benennungen erinnern wir an Personen, die Opfer der Rassendiskriminierungen wurden und am eigenen Leib dafür bezahlten, dass sie sich widersetzten«, sagte Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi. Mit den Rassengesetzen von 1938 war in Italien die systematische Diskriminierung der Juden eingeleitet worden. Rund 7.000 italienische Juden fielen dem Holocaust zum Opfer. (dpa/jW)

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