11.10.2019 / Ausland

Klimastudie Mittelmeerraum: Erwärmung 20 Prozent schneller

Barcelona. Der Mittelmeerraum wird wie kaum ein anderes Gebiet auf der Erde von Erderwärmung und Klimawandel bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt die »Erste wissenschaftliche Studie über die Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen im Mittelmeerraum«, die am Donnerstag beim 4. Regionalforum der Union für den Mittelmeerraum (UfM) in Barcelona vorgestellt wurde. UfM-Generalsekretär Nasser Kamel betonte, dass noch nie eine so umfassende Studie für die Region erstellt worden sei. Mehr als 600 Wissenschaftler aus 35 Ländern haben daran mitgearbeitet.

Die Erwärmung schreite dort derzeit um 20 Prozent schneller voran als im globalen Durchschnitt, hieß es. Wenn sich an den Bedingungen und am Ausstoß von Treibhausgasen nichts ändere, werde sich die Durchschnittstemperatur auf Mallorca und Korsika, in Barcelona und Rom bis 2040 um 2,2 Grad im Vergleich zum Wert der vorindustriellen Zeit erhöhen. Im Pariser Abkommen verpflichteten sich die Mitgliedsländer, die globale Erwärmung bei deutlich unter zwei Grad zu stoppen, wenn möglich noch bei 1,5 Grad. Diese Marke, die anderswo erst für 2030 bis 2050 erwartet wird, habe die Region schon erreicht, hieß es in Barcelona. Bis zur nächsten Jahrhundertwende könnte sogar eine Erwärmung von vier bis fünf Grad drohen und einen Anstieg des Meeresspiegels um mehr als einen Meter bedeuten.

Nach der noch unvollendeten Studie besteht außerdem die Gefahr, dass in nur zwei Jahrzehnten rund 250 Millionen Menschen – knapp die Hälfte der Bevölkerung der Region – wegen des Klimawandels an Wasserarmut leiden. Der Grund: Der Anstieg des Meeresspiegels versalzt das Grundwasser. In Mitleidenschaft würde auch die landwirtschaftliche Produktion gezogen werden. Die könnte sich bis zum Jahr 2100 um einen Drittel verringern.

Die UfM wurde 2008 ins Leben gerufen. Ihr gehören die 28 Staaten der Europäischen Union, 13 andere Mittelmeer-Anrainerstaaten sowie Jordanien und Mauretanien an. (dpa/jW)

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