19.07.2019 / Ausland

Britannien: Kein No-Deal-Brexit ohne Parlamentsbeschluss

London. Das britische Parlament hat einen Gesetzeszusatz verabschiedet, der den künftigen Premierminister daran hindert, einen No-Deal-Brexit unter Umgehung des Parlaments durchzusetzen. Die Klausel wurde am Donnerstag mit 315 zu 274 Stimmen angenommen und muss noch vom Oberhaus bestätigt werden. Die Maßnahme zielt offensichtlich auf Boris Johnson ab, der als Favorit im Rennen um den Posten des Parteichefs der konservativen Tories und damit für den des Premierministers gilt. Johnson hatte mehrfach angekündigt, Großbritannien werde die EU am 31. Oktober verlassen – mit oder ohne Abkommen.

Auch 17 Tory-Abgeordnete unterstützten den Vorstoß der Labour-Partei. Zu ihnen zählte auch Staatssekretärin Margot James, die im Zuge dessen zurücktrat. Dutzende weitere enthielten sich bei der Abstimmung, darunter auch vier Kabinettsmitglieder, unter anderem Finanzminister Philip Hammond und Justizminister David Gauke.

Der Zusatz wurde in einem Gesetz über die Bildung einer Regionalregierung im britischen Landesteil Nordirland verankert. Dort gibt es seit 2017 keine Regierung mehr. Alle Entscheidungen werden in London getroffen. Die Klausel sieht vor, dass das Parlament regelmäßig zusammentreten muss, um über den Fortschritte in Nordirland zu beraten. Damit wird verhindert, dass der künftige Premierminister eine neue Sitzungsperiode des Parlaments rund um den geplanten EU-Austritt am 31. Oktober einberuft. Dies hätte eine Sitzungspause zur Folge. Der Sender Sky News hatte zuvor unter Berufung auf Quellen aus Johnsons Umfeld berichtet, er habe diesen Schritt erwogen, um zu verhindern, dass das Parlament einen No-Deal-Brexit blockiert. (AFP/jW)

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