Der neue »Lucky Luke« ist von Mawil. Lucky Luke zieht schneller als sein Schatten, und Mawil hat uns in seinem »Kinderland« (2014) gezeigt, wie es auf den Schulhöfen in der Hauptstadt der DDR zuging. Also fragten wir ihn nach dem Interview (Seite 8), ob er Kindern zeigen wolle, wie man seinen Lucky Luke malt. Hat er sofort gemacht.
»Dass nur Stümper Radiergummis benutzen«, hat Zeichner Hans Traxler neulich in einem Interview zu seinem 90. gesagt. Aber im Unterschied zum Schöpfer der »Birne«-Comics über Helmut Kohl ratzefummelt Mawil gern am Computer, und da sind Hilfslinien völlig normal. Die Dinge ändern sich.
Was in dieser Beilage fehlt, ist ein längerer Text, den Wiglaf Droste für Eltern schreiben wollte. Es sollte »jedenfalls etwas Liebevolles, Stärkendes« werden. Wir wollen Ihnen den Entwurf nicht vorenthalten:
In der Pubertät scheint alles vergebens, der Hormonsturm hat Orkanstärke tausend. Da können allein Engelsgeduld, Liebe und mannichmal nur noch Ohren auf Durchzug hilfreich sein.
Wiglaf Droste
Wir hätten gerne noch widersprochen und versuchsweise vielleicht geschwärmt vom EU-Wahlkampf als dem besten aller Zeiten, alleine wegen des Wirbels um Rezos »Zerstörungsvideo« über die »fucking Bundesregierung« mit ihren Ökolügen, ihrem Drohnenkrieg und ihrem »Wenn dein Vadda reich ist, dann wirst du auch reich.« Wenn nicht, schnall dich an. Oder ab.
Das haben viele kapiert, auch viele Mädchen wie Greta Thunberg. Lotte zum Beispiel. Die ist gerade elf geworden. Vor ein paar Wochen wollte ihre Mutter, eine Sozialarbeiterin, bei der #mietenwahnsinn-Demo in Berlin nicht gleich für Enteignungen unterschreiben. »Das kann ich auch später noch machen«, meinte die Mutter müde. Lotte musste nicht lange auf ein reiches Touristenpaar blicken, das die Unterschriftenliste musterte, als habe es einen Wachtturm der Zeugen Jehovas angedreht bekommen, um zu verstehen, was Phase ist: »Ich werden von meinem Penthouse Krümel auf dich runterschmeißen!«– Die Mutter: »Häh?«– »Und dann werde ich sagen: Ja, hätt’ste mal unterschrieben.« Große Heiterkeit. »Auch wenn du nur fünf Meter neben mir stehst, werde ich dir eine Brieftaube schicken. Einfach, weil ich es kann. Und auf dem Zettel steht dann: Hätt’ste mal unterschrieben.«
Also, liebe Kinder, sagt, was ist. Orientiert euch an Lucky Luke, aber weil keiner so schnell ist wie er, müsst ihr schlauer sein. Tut euch zusammen. Bildet Banden. Erkundigt euch bei Gelegenheit nach einer sozialistischen Kinderorganisation in der Nähe. Zwei werden auf den folgenden Seiten vorgestellt. (jW)
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