12.04.2019 / Ausland

Libyen: Italien warnt Frankreich vor Einmischung

Rom. Libyens frühere Kolonialmacht Italien hat Frankreich davor gewarnt, sich in den Krieg zwischen dem autonomen Militärmachthaber Khalifa Haftar, zu dem Paris gute Beziehungen pflegt, und der von der »internationalen Gemeinschaft« eingesetzten Regierung von Fajes Al-Sarradsch einzumischen. Damit reagierte Rom auf Aussagen von Diplomaten, die angaben, Frankreich habe sich am Mittwoch gegen ein Kommuniqué der EU gestellt, dass Haftar anweise, die Offensive zu stoppen.

Italiens Vizepremier Matteo Salvini sagte dem Sender Radio RTL am Donnerstag: »Es wäre sehr ernst, wenn Frankreich aus ökonomischen oder kommerziellen Gründen eine EU-Initiative für Frieden in Libyen blockieren würde, um eine der kämpfenden Fraktionen zu unterstützen.« Für Paris sind vor allem die Ölfelder im Osten des Landes wichtig. Daher war Frankreich nicht nur federführend im Krieg gegen Muammar Al-Ghaddafi, sondern hat laut libyschen und französischen Offiziellen Haftar, der sein Hauptquartier im ostlibyschen Bengasi hat in den vergangenen Jahren militärisch unterstützt.

Wie die Weltgesundheitsorganisation am Donnerstag mitteilte, sind seit Beginn der Kämpfe um die libysche Hauptstadt Tripolis vor einer Woche mindestens 56 Menschen getötet worden. Mindestens 266 Menschen seien in den vergangenen Tagen bei den Kämpfen verletzt worden. Am Donnerstag brachen südlich von Tripolis erneut schwere Gefechte aus. »Die Bewohner sind voller Panik, weil schwere Waffen eingesetzt werden und Granaten niederkommen«, sagte ein Sprecher der lokalen Behörden des Vororts Al-Sauani, der rund 35 Kilometer von Tripolis entfernt liegt. Zivilisten seien zwischen den Fronten gefangen. Auch über der Hauptstadt flogen erneut Kampfflugzeuge, berichteten Augenzeugen. (Reuters/dpa/jW)

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