02.03.2019 / Geschichte / Seite 15

Anno … 10. Woche

1929, 8. März: In Berlin findet die erste deutsche Fernsehübertragung statt. Ein Mittelwellensender in Berlin-Witzleben überträgt Bilder zum Reichspostzentralamt in Berlin-Tempelhof. Die Frequenz liegt bei zehn Bildern pro Sekunde. Gezeigt werden zwei Mädchen in Badebekleidung. Die weltweit erste Fernsehübertragung ist bereits ein Jahr zuvor per Kurzwellensender gelungen, als der Schotte John Logie Baird Bilder von London nach New York schickte.

1949, 7. März: In Wolfsburg kommen 2.000 Menschen zu einer Kundgebung der Deutschen Rechtspartei (DReP), dem niedersächsischen Landesverband der offen nationalistischen Deutschen Konservativen Partei – Deutsche Rechtspartei zusammen. Sie protestieren gegen die Annullierung der Kommunalwahlen vom 28. November 1948 durch die britischen Besatzungsbehörden und singen demonstrativ die erste Strophe des Deutschlandliedes. Die DReP hat bei der Wahl 64,3 Prozent der Stimmen und damit die absolute Mehrheit erhalten. Die rechten Wahlerfolge in der ehemaligen NS-Musterstadt halten auch nach dem lokalen Verbot der DReP durch den Gebietsbeauftragten der britischen Militärregierung an. Bei den Neuwahlen im Mai erhält die Deutsche Partei, der viele Mitglieder der DReP beitreten, 48 Prozent der Stimmen.

1959, 9. März: Ein Warschauer Gericht verurteilt den ehemaligen Gauleiter von Ostpreußen und Reichskommissar in der Ukraine, Erich Koch, zum Tode. Die Richter kommen zu dem Schluss, dass Koch für den Tod von mehr als 72.000 Polen und 200.000 Juden mitverantwortlich gewesen ist. Der Verurteilte, der nach 1945 untergetaucht war und nach seiner Verhaftung 1949 an Polen ausgeliefert wurde, bestreitet alle Vorwürfe. Ein Revisionsgesuch Kochs wird abgelehnt, die Todesstrafe aber aufgrund des schlechten Gesundheitszustands des 63jährigen nicht vollstreckt. Später wird das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Koch stirbt erst im November 1986 im Alter von 90 Jahren im Gefängnis von Barczewo.

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