01.02.2019 / Schwerpunkt / Seite 3

Hintergrund: Zahlen und Fakten

In der Pariser Klimaübereinkunft haben sich die Staaten darauf verständigt, »den Anstieg der global gemittelten Temperatur deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, die Temperaturzunahme auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken«. Um das zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen schnell und drastisch reduziert werden, denn rund ein Grad globaler Erwärmung ist bereits erreicht. Der UN-Klimarat, Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), hat in seinem jüngsten Bericht im September 2018 klargemacht, dass ein Weiter-so-wie-bisher die globale Temperatur schon irgendwann zwischen 2030 und 2052 auf den Stand von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau bringen wird. Um das zu verhindern, müssten die Emissionen ausgehend vom aktuellen Stand bis 2030 halbiert und bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null runtergefahren werden. Das entspricht dem Stand der internationalen Wissenschaften, den jeweils zusammenzufassen die Aufgabe des IPCC ist.

Deutschland hat in diesem Zusammenhang in mehrfacher Hinsicht eine besondere Verantwortung: Die hiesigen Pro-Kopf-Emissionen liegen noch immer deutlich über dem globalen Durchschnitt, und wir sind zusammen mit den anderen Industriestaaten für den allergrößten Teil der Treibhausgase verantwortlich, die sich in den vergangenen rund 150 Jahren in der Atmosphäre angesammelt haben. Außerdem hat Deutschland nicht nur die meisten Kohlekraftwerke in Europa, sondern spielt auch im Weltmaßstab ganz vorne mit. Nur China, die USA und Indien haben mehr Kohlekraftwerke, aber kein anderes Land verbrennt so viel Braunkohle wie Deutschland. Wie das Land vor diesem Hintergrund so lange als Vorreiter in Sachen Klimaschutz gelten konnte, ist ein Rätsel. Braunkohle ist der mit Abstand klimaschädlichste fossile Brennstoff. Pro erzeugter Kilowattstunde Strom werden durchschnittlich 1,15 Kilogramm CO2 freigesetzt. Bei der Steinkohle sind es hingegen 0,85 und beim Erdgas 0,38 Kilogramm CO2.

Die deutschen Kohlekraftwerke sind mit knapp 300 Millionen Tonnen CO2 im Jahr für etwa ein Drittel des hiesigen Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Würden sie bis 2030 abgeschaltet, wäre ein erheblicher Teil des deutschen Beitrags dazu geschafft, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Die Pläne der Kommission laufen hingegen darauf hinaus, dass nicht einmal das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden könnte. Dabei zeigen die Zahlen, dass ein Kohleausstieg noch nicht einmal genügt, sondern durch zügige Emissionsreduktion im Verkehrssektor und in der Industrie flankiert werden müsste. Im Straßenverkehr nimmt der Treibhausgasausstoß aber seit einigen Jahren wieder zu. (wop)

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