09.11.2018 / Feuilleton / Seite 11

Walking Dead

Dusan Deak

Die jüngsten Wahlen in den USA müssen uns zu denken geben. Ein toter Republikaner hat bei den Regionalwahlen in Nevada in seinem Bezirk deutlich gewonnen. Bei Dennis Hof handelt es sich um einen Zuhälter mit engen Kontakten in die Pornobranche (in diesem Punkt ähnelt er seinem Parteikumpel und US-Präsidenten Donald Trump). Mit seinem Triumph haben die Republikaner in der wichtigen Wählergruppe der »Walking Dead« endgültig Fuß gefasst. Nach Meinung unabhängiger Wahlbeobachter wird »Pimp« Hof sein Mandat aus persönlichen Gründen wahrscheinlich nicht antreten.

Wie verzweifelt und gespalten muss ein Land sein, das es sich genötigt sieht, auf tote Republikaner zurückzugreifen? Mancher könnte sich im Grab umdrehen.

Wenn man bedenkt, dass US-amerikanische Entwicklungen mit etwa zehnjähriger Verspätung in Deutschland greifen, kann uns 2028 einiges blühen. Angesichts der gegenwärtigen Umfragewerte der »Volksparteien« und des angekündigten Rücktritts von Kanzlerin Angela Merkel könnten Parteistrategen auf den Gedanken kommen, Helmut Kohl und andere Untote wieder zum Leben zu erwecken. Der erste (Friedrich Merz) ist schon unterwegs.

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