21.09.2018 / Feuilleton / Seite 11

Schicke Linien

Dusan Deak

Wenn die SPD von »roten Linien« oder »Schmerzgrenzen« spricht, wird es für den Steuerzahler schnell teuer. Das zeigte in dieser Woche der Fall des Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen, der wegen fortgesetzter Illoyalität und Überschreitung von roten Linien befördert wird. Statt 11.500 Euro verdient er demnächst als Staatssekretär im Innenministerium stolze 14.000 im Monat.

Die Überschreitung roter Linien gilt ab einer bestimmten Gehaltsstufe und Position als schick und ist fester Bestandteil der Karriereplanung. Staatsbedienstete werden im Fall der Fälle in der Gehaltstabelle und der Rangordnung hochgestuft. In der freien Wirtschaft locken Abfindungen in Millionenhöhe. Dabei steht die Summe in einem festen Verhältnis zur verursachten Einbuße: Je mehr Schaden, desto größer die Abfindung.

Über die drei Millionen D-Mark, mit denen anno Zopp Stern-Chef Peter Koch nach dem Skandal um die »Hitler-Tagebücher« abgefunden wurde, könnte Ex-VW-Chef Martin Winterkorn nur milde lächeln. Für seinen offenbar vorsätzlichen Dieselbetrug bekam er angeblich 30 Millionen Euro Abfindung, eine Dienstvilla und eine lebenslange Pension von mehreren Millionen jährlich.

Ganz anders ist die Lage, wenn man (Frau) sich als Kassiererin bei Kaiser’s vertippt, oder eine Pfandflasche unterschlägt. Laut Gerichtsurteil ist in diesem Fall eine fristlose Kündigung angemessen und gerecht.

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