07.08.2018 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15

Lesetips

Linke Betriebsräte bei Opel Bochum

Das Bochumer Opel-Werk ist – bis auf das Logistikzentrum – Geschichte. Doch es lohnt sich, sich mit dieser Geschichte zu befassen, insbesondere mit den Aktivitäten der dortigen oppositionellen Betriebsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen« (GoG). Deren ehemaliger Betriebsrat Wolfgang Schaumberg zieht im Express eine komprimierte Bilanz von »30 Jahren marxistischer Betriebsintervention« in dem Autowerk. Dabei werden viele spannende Fragen angeschnitten, die sich linken Aktivisten erneut stellen werden, wenn sie versuchen, in Firmen Fuß zu fassen. Schaumberg legt zentrale Positionen und Methoden der GoG offen und thematisiert auch den Zusammenhang zwischen betrieblichen Aktivitäten und sozialen Veränderungen: »Haben wir mit solcher Mobilisierungs- und Aufklärungsarbeit für eine andere Gesellschaft, für Sozialismus gekämpft?« Einerseits: »Aus der alltäglichen Gegenwehr gegen die Unternehmerangriffe und aus dem Verständnis, dass unsere seit Hunderten von Jahren gewachsene kapitalistische Gesellschaftsordnung kein Naturereignis ist und einfach nicht funktionieren kann, erwächst noch keine hoffnungsträchtige Idee, wie eine andere Organisation unserer Gesellschaft samt Produktion und Verteilung der gewünschten Produkte denn aussehen könnte.« Andererseits: »Die herrschende Ideologie zu zersetzen bleibt allerdings Voraussetzung dafür, dass mehr Leute eine andere Gesellschaftsordnung als unabdingbares Ziel erkennen.« (dab)

Express. Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 7/2018, 16 Seiten, 3,50 Euro; www.labournet.de/express

Mehr Beteiligung

Reinhard Bahnmüller und Rainer Salm beschäftigen sich in einem Beitrag für die Fachzeitschrift Industrielle Beziehungen mit der »Beteiligungsorientierung«, die die IG Metall vor etwa zehn Jahren ausgerufen hat. Den Sozialwissenschaftlern zufolge ist diese nicht nur eine Modeerscheinung, sondern »markiert vielmehr eine grundlegende Veränderung« im Politikverständnis der Gewerkschaft. Seinen Ursprung habe der Handlungsansatz in betrieblichen Konflikten um Tarifbindung, werde inzwischen aber auch in branchenweiten Tarifbewegungen eingesetzt. Dort sei die Beteiligung der Beschäftigten allerdings »schwieriger und in gewissem Sinne auch risikoreicher als in der Betriebspolitik«. Grundsätzlich schaffe mehr Beteiligung aus Sicht der Organisation auch »neue Dilemmata, unterschiedliche Interessenlagen werden transparenter und der kommunikative Aufwand steigt«. (dab)

Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 1/2018, Jahresabo: 88 Euro; http://indbez.budrich-journals.de

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