06.02.2018 / Sport / Seite 16

»Todesstern« zerstört

Die Philadelphia Eagles gewinnen den 52. Super Bowl gegen die Titelverteidiger New England Patriots

Rouven Ahl

Minneapolis. Das Ende war fast schon kitschig: Denn im 52. Super Bowl in Minneapolis (Minnesota) zwischen den New England Patriots und den Philadelphia Eagles musste sich der hohe Favorit nach packender Partie mit 33:41 dem Außenseiter geschlagen geben. Und das, obwohl Patriots-Quaterback Tom Brady mit über 500 geworfenen Yards mal wieder eine Leistung für die Ewigkeit erbrachte. Sowieso war es ein Super Bowl der Rekorde: Bereits zum Ende des dritten Abschnitts übertraf die Partie mit insgesamt 955 erzielten Yards die bisherige Bestmarke. Am Ende standen 1.151 zu Buche. Ein echtes Offensivspektakel also.

Wie so oft war es aber die Defensive, die letztlich für die entscheidende Aktion sorgte. Beim Spielstand von 38:33 zugunsten der Eagles bekamen die Patriots noch einmal den Ball. Die Spieluhr stand bei 2:21 Minuten – im American Football eine Ewigkeit. Vor allem für den vielleicht besten Quaterback aller Zeiten. Doch gefeiert wurde am Ende des Spielzugs nicht Brady, sondern Philadelphias Defensivmann Brandon Graham. Dieser schaffte es, dem Superstar den Ball zu entreißen und somit den Angriff der Patriots zu stoppen. Nicht nur das: Die Eagles waren damit selbst im Ballbesitz und holten sich per Field Goal noch einmal drei Punkte. Damit war die Partie entschieden – und das sportlich jahrelang erfolglose Philadelphia das erste Mal Super-Bowl-Sieger!

Die zweite Saison der Eagles unter Trainer Doug Pederson hat damit ein pathetisches Ende gefunden. Zwar rauschte das vielleicht am besten strukturierte Team der National Football League durch die Meisterschaft. Doch wenige Partien vor dem Beginn der Playoffs kam der Schock: Dem bis dato überragenden Jung-Quaterback Carson Wentz riss das Kreuzband. Die Mannschaft reagierte mit einer trotzigen »Jetzt erst recht!«–Haltung. Und Ersatzquaterback Nick Foles – der seine Karriere vor ein paar Jahren wegen chronischer Erfolglosigkeit beenden wollte – wuchs über sich hinaus. Auch im Super Bowl warf Foles herausragende Pässe.

Folgerichtig wurde er zum besten Spieler des Matches gewählt. Und die Eagles bewiesen, dass man die erfolgsverwöhnten Patriots in einem Super Bowl schlagen kann. Der sportliche »Todesstern«, wie New England gerne genannt wird, ist also doch nicht unverwundbar. Irgendwie beruhigend.

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