17.01.2018 / Antifaschismus / Seite 15

Rechte »Stadtpolizei« in Wurzen

Wurzen/Leipzig. Hintergrund einer »Auseinandersetzung zwischen Ausländern und Einheimischen« in Wurzen, über die die Deutsche Presseagentur am Sonnabend in diesem Wortlaut berichtete, sind nach Einschätzung des Netzwerks für demokratische Kultur e. V. Aktivitäten einer selbsternannten »Stadtpolizei« von Neonazis. Nach einem zunächst verbalen Streit zwischen beiden Gruppen am Freitag abend hatten sich nach Polizeiangaben die nicht näher benannten »Ausländer« in ihre Unterkunft zurückgezogen. »In der Folge begaben sich zwei Deutsche zu diesem Wohnhaus, schlugen gegen die Haustür und beschädigten eine Scheibe«, heißt es im Polizeibericht. Rund zwölf Personen aus dem Gebäude hätten dann die Randalierer verfolgt, seien dabei auf die Gruppe von etwa 30 »Einheimischen« gestoßen und hätten diese mit Knüppeln und Messern attackiert. Zwei der Deutschen seien durch Stiche am Oberschenkel verletzt und ein weiterer Mann mit einen Elektroschocker attackiert worden. Mehrere Deutsche seien danach in das Wohnhaus gestürmt und hätten drei Bewohner leicht verletzt. Die Begriffswahl »Deutsche und Ausländer« erklärte die Polizei damit, dass sie noch nicht sagen könne, ob »eine rassistische bzw. extremistische Motivation« vorlag. Laut Ingo Stange vom Netzwerk für demokratische Kultur reihte sich der Vorfall jedoch in eine Kette von Überfällen auf Flüchtlinge ein. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk sprach er von einer geplanten Aktion: »Schon seit einiger Zeit versammeln sich Neonazigruppen und spielen Stadtpolizei«, erklärte er im »MDR-Sachsenspiegel« am Montag abend. (jW)

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