12.01.2018 / Feuilleton / Seite 11

Metzgabua und Vaterunser

Wiglaf Droste

Emmo Frey, jW-Leser aus Dachau, mit dem ich regelmäßig und immer mit Freude und Gewinn korrespondiere, schrieb: »Für Ihre Sammlung ein bayrischer Vierzeiler von der Oma meiner Frau: Hoppa, hoppa Gaule, / da Metzga sticht a Saule / und mei Madl a dazua, / dann is a braver Metzgabua. Von dieser Oma hörten wir auch einen schönen Ausdruck für Mund: ›Vaterunserloch‹. Sie war katholisch, ging aber nie in die Kirche.«

Sowas können Katholiken: beten und trotzdem »Vaterunserloch« sagen. Lutheraner kriegen sowas nicht hin, die sonnen sich lieber in ihrer Frömmelei; niemals würden sie bemerken, dass sie dabei nicht am Leben, sondern palindromisch im Nebel sind. Wie sagt Gerhard Henschel in Fällen rettungsloser Beschränktheit? »Müssense wissen.«

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