09.11.2017 / Feuilleton / Seite 11

Rolling Stone 50

Heute wird der Rolling Stone 50 Jahre alt. 1967 war es eine wilde Sache, Popmagazine neu zu erfinden. Jann Wenner reichten hierfür angeblich 7.500 Dollar Startkapital. Er kam aus der linksalternativen Gegenkultur von San Francisco und gründete das Heft zusammen mit dem älteren Profijournalisten Ralph Gleason. Die Fotos, Interviews und der Gonzo-Schreibstil – das war einmal alles sehr innovativ und berühmt. Aber heute ... hat der Rolling Stone weltweit eine Auflage von 1,5 Millionen. Mit dabei ist eine deutsche Ausgabe, die seit 1994 einmal pro Monat erscheint, etabliert von den Routiniers Bernd Gockel und Jörg Gülden, nachdem ein erster deutscher Auswilderungsversuch 1981 komplett gescheitert war. Aber was soll man heute mit einem Heft, von dessen Titelseite regelmäßig Dylan, Bono oder Springsteen glotzen? Mitte der 90er war es ein bisschen lustiger, als die ehemaligen Grünen-Maoisten Rainer Trampert und Thomas Ebermann hier ihre zweite Karriere als Kabarettisten begannen. Heute gehört der deutsche Rolling Stone zum Axel-Springer-Verlag, wo auch die direkte Konkurrenz Musikexpress erscheint. Interessant sind dabei die feinen Unterschiede im konterrevolutionären Überbau: Die politische Revolte von 1967/68 findet der Musikexpress nicht so schlimm, doch der Rolling Stone haut stets drauf. Vordringlich beschäftigt man sich mit dem ewigen Ranking der besten Musiker und Sänger – vielleicht das letzte Kitzeln der alten, älteren und ältesten Käufer. (jW)

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