02.06.2017 / Feuilleton / Seite 11

Brauchtum

Moslems trinken nur vielleicht manchmal Raki, weil der »so trüb ist, dass Gott nicht sieht, dass Alkohol drin ist«. Außerdem essen sie manchmal den ganzen Tag über nichts. Das machen andere genauso, um Diät zu halten. Aber bei Moslems heißt das Ramadan. Wenn der auf den Winter fällt, merkt man das nicht so, weil die Tage kürzer sind und mancher im Büro ja sowieso nicht zum Essen kommt vor lauter Meetings. In diesem Jahr allerdings fällt der Ramadan in die Sommerzeit. Und da erinnert das gemeinsame Fastenbrechen nach Sonnenuntergang mancherorts an das Treiben auf der Fressgass in Frankfurt am Main nach Büroschluss. Jetzt hat der Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime behauptet, der Ramadan sei »vergleichbar vielleicht mit der Weihnachtszeit«. Und ad hoc hieb Beatrix von Storch, AfD-Vorsitzende, dem Mazyek (wie der schon heißt!) eins über: »Deutsches Brauchtum kommt aus Deutschland und wird nicht importiert«. Gehen wir’s doch mal durch: Weihnachten? Römisches Fest in jüdischer Coverversion. Neujahr? Unser Kalender kommt jedenfalls nicht von den Germanen. Karneval? Ebenfalls römisch-(sic!)-katholische Kirche. Ostern? Noch so eine jüdische Legende. Ostereier ausblasen? Von den slawischen Nachbarn. Frau Störchin: Frosch in den Schnabel stecken (französisch!) und ihn halten! (rl)

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