25.04.2017 / Feuilleton / Seite 11

Außerhalb jeder Kategorie

Als Sängerin verstand sich Ella Fitzgerald eigentlich nicht, zumindest am Anfang. Die junge Afroamerikanerin aus ärmlichen Verhältnissen in Yonkers bei New York wollte tanzen. Ausgerechnet ihre vor Aufregung weichen Knie sollen dazu geführt haben, dass sie im Apollo Theatre in Harlem statt dessen ihre Stimme tanzen ließ, die sie berühmt machte. Bald reifte sie zur First Lady des Jazz heran. Am 25. April wäre Fitzgerald 100 Jahre alt geworden.

Zum Auftritt 1934 in der als »Amateur Night« bekannten Talentschau, bei der unter anderem die Jackson 5 und James Brown ihre Karrieren begannen, war die 17jährige über ein Losverfahren gekommen. Als ihre Beine versagten, zog sie die Zuschauer mit einer Interpretation von »The Object of My Affection« von Connee Boswell auf ihre Seite – und gewann. 13 Grammys und 40 Millionen verkaufte Alben später gilt Fitzgerald als eine der größten Sängerinnen des Jazz.

Chick Webb, mit dessen Orchester sie ab 1935 im Savoy Ballroom auftrat, entwickelte sich zum Mentor und Freund, der ihr den Weg ebnete. Weltweit ging die Sängerin auf Tour und sorgte für manch fantastischen Abend an der Seite von Frank Sinatra, Louis Armstrong oder ihrem Lieblingspianisten Count Basie. Fitzgeralds »Songbooks« – Porträts populärer US-amerikanischer Komponisten steigerten ihren Ruf. Sie perfektionierte den Scat-Gesang, bei dem sie ihre Stimme in freier Improvisation über Jazz-Akkorde wandern ließ. Ihre sanfte und über drei Oktaven reichende Stimme mit einer unverwechselbaren Klangfarbe setzte sie in ihrem sehr breiten Repertoire wie ein Instrument ein. Duke Ellington sagte, ihre Musikalität stehe »außerhalb jeder Kategorie«.

Fitzgerald starb 1996 mit 78 Jahren. Doch bis heute strahlen ihre Interpretationen von »Th ey Can't Take That Away From Me«, »It Don't Mean A Thing« oder »How High The Moon« ewige Jugend aus. (dpa/jW)

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