12.04.2017 / Feuilleton / Seite 11

Heißer Scheiß

Dusan Deak

Mensch, was haben wir ihn vermisst, den Hamburger Bierschnegel! Nach 80 Jahren Abstinenz ist er wieder zurück. Nach mehreren Bier- und Alkoholentzügen infolge persönlicher Krisen versucht der Hamburger Bierschnegel auf der Reeperbahn wieder Fuß zu fassen. Nach Einschätzung der Experten geschieht es im Auftrag der Grünen und wird von ihnen vermutlich auch bezahlt. Aufgrund seiner Verwechslungsähnlichkeit mit der gemeinen Unke (entfernt mit Wanderkröte verwandt) ist Bierschnegel ein ernsthafter Kandidat auf den Fraktionsvorsitz der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft. Später soll er Kathrin Fegeback (Grüne) als zweiten Bürgermeister der Hansestadt ersetzen.

Der Bierschnegel ist eine nachtak­tive Nacktschnecke. Draußen trifft man ihn erst ab 22 Uhr, meist unbekleidet. Wenn er nicht gerade Bier trinkt, ernährt er sich (wie alle Schädlinge seiner Art) von grünen Salatblättern, zur Freude aller Hobbygärtner. Sein Nacktsein verdankt er nach Meinung erfahrener Bio- und Schneckologen seiner Trunksucht. Sein Häuschen soll er angeblich versoffen oder mit der Bergedorfer Tellerschnecke gegen einen Teller Linsensuppe (oder Starkbier) getauscht haben.

Auffällig ist, dass die Schnecke nach einer langen Phase der Abstinenz just zu jener Zeit auftaucht, da die Grünen fieberhaft nach einem geeignetem Wahlkampfthema suchen. Gegenwärtig ist kein bedrohtes Tier bekannt (zumindest kein seriöses), das von den Grünen gerettet werden will. Der Hamburger Bierschnegel könnte tatsächlich das langersehnte »Heiße-Scheiß-Wahlkampfthema« werden, das sich Grüne-Chefin Katrin Dagmar Göring-Eckardt seit langem sehnsüchtig wünscht.

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