01.03.2017 / Feuilleton / Seite 10

Armselige Gegenwart

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) hat die Pläne für die Kudamm-Bühnen verteidigt. Der Theaterstandort werde erhalten, betonte Lederer am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Jahrelang war um die Zukunft der traditionsreichen, aber nicht denkmalgeschützten Theater gerungen worden. Ein neuer Kompromiss sieht vor, dass es statt zwei Bühnen nur ein Theater geben soll. Der Dramatiker Rolf Hochhuth (»Der Stellvertreter«) kritisierte den Umgang mit den Bühnen im Kulturausschuss scharf. Seine Rede brach er ab, als er gebeten wurde, zum Ende zu kommen – und verließ, die Tür knallend, den Saal. Zuvor hatte er mit Blick auf den weiter vorgesehenen Abriss gesagt: »Wie kommt eine Nation dazu, so reich wie nie in ihrer Geschichte, Theater abzureißen – ausgerechnet diese zwei Kudamm-Bühnen, mit einer so großen Vergangenheit, dass unsere kulturell so beschämend armselige Gegenwart, überhaupt nicht riskieren könnte, sich an dieser Tradition zu messen?« (dpa/jW)

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