06.02.2017 / Sport / Seite 16

Leipzig atmet auf

Wiglaf Droste

Die Gefahr scheint gebannt. Der frühere Sky-Scraper Marcel Reif (Foto), der wie Rüdiger Grube von der Bahn beim finanziellen Poker sein Blatt überreizte, hatte mit der Drohung auf sich aufmerksam gemacht, im Fall der Fußballmeisterschaft von Red Bull Leipzig »pudelnackt eine Runde auf dem Leipziger Marktplatz zu laufen« (siehe jW vom 4./5. Februar 2017). Das Ergebnis war verheerend; selbst Red-Bull-Fans flehten, es möge niemals so weit kommen. Nach der 0:1 Niederlage in Dortmund am Samstag, die laut BVB-Trainer eher ein 0:4 war, sind die Chancen von RB Leipzig auf die Meisterschaft kleiner geworden, und die grauenhafte Vorstellung, den reifen Marcel Reif im Adamskostüm zu sehen, ist ferner gerückt.

Angezogen ist der Mann schon schwer erträglich. Im Dezember 2010 machte sich eine kleine Privatdelegation von Dortmund nach Sevilla auf den Weg, um den BVB bei dem entscheidenden Europa-League-Spiel gegen den dortigen FC zu unterstützen. Zur Gruppe gehörten neben Fritz Eckenga und mir auch ein Mann namens »El Navigador« und eine südländische Schönheit namens Maria Inferna. Im gleichen Flugzeug saß auch Marcel Reif. Nach der Ankunft liefen zwei ca. 20jährige auf Signorina Inferna zu: Ob sie so freundlich sei, die beiden zu fotografieren, gemeinsam mit dem schon parat stehenden Kommentator.

Maria Inferna willigte ein, nahm das Smartphone entgegen, das man ihr in die Hand drückte und fragte, nicht provokativ oder maliziös, sondern weil sie es tatsächlich nicht wusste: »Wer ist Marcel Reif?« Der Fernsehmann erbleichte, denn er merkte, dass alle seine Gschaftelhuberei ihm das wichtigste nicht eingebracht hatte: die Anerkennung durch eine unabhängige, schöne Frau.

Das Spiel endete dann 2:2, für Dortmund war die Europa League zu Ende, denn wenn Marcel Reif todsicher etwas bringt, dann ist es Pech für die, auf deren Seite zu stehen er vorgibt. Mit Reif als vermeintlichen Unterstützer wird es Leipzig nicht anders ergehen.

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