11.01.2014 / 0

Treffpunkt der Linken

Bei etwa 2000 Besucherinnen und Besuchern ist eine repräsentative Umfrage zu Motivation der Teilnehmer oder eine Ermittlung des Altersdurchschnitts nicht möglich. Ganz offensichtlich ist aber nach wie vor, daß die mittlere Generation der Enddreißiger bis Mittfünfziger weniger stark vertreten ist als die der Jungen zwischen 17 und 27 und die der Älteren.

Ein Rundgang auf den Fluren fördert Spannendes zutage. Viele sind zum ersten Mal da, andere regelrechte Stammgäste. Wie zum Beispiel Adelheid Barnickel (66) aus Berlin. »Ich glaube, ich komme zur Konferenz, seit es sie gibt.« Das gehöre bei ihr einfach »zum Jahresablauf dazu«.

Auch Bahar Pancabiglil ist schon das fünfte Mal dabei, obwohl erst 28 Jahre jung. Für sie ist ein »Riesenmotiv« herzukommen, daß man hier so viele Menschen trifft, »die sich engagieren, die mit kämpfen, viel mehr, als wir es uns im Alltag vorstellen können.« Da sei man meist eine kleine Gruppe. Die junge Frau kommt aus Schwäbisch Hall und engagiert sich seit sieben Jahren in der DKP.

Ewald Leppin sitzt am selben Tisch. Der 69jährige ist zum ersten Mal auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz. Er hat davon aus dem Neuen Deutschland erfahren. Seit Kurzem lebt er in Frankfurt an der Oder ganz im Osten der Republik – und studiert nochmal, Polnisch und Kulturwissenschaften. Eigentlich kommt der Lehrer aus Hamburg, war bis zur »Wende« in der DKP und von Berufsverbot betroffen. In einer Partei ist er nicht mehr, aber »wenn es gegen Nazis geht oder darum, etwas für Flüchtlinge zu tun, bin ich dabei«.

Thomas Kaiser (20) kommt aus dem Odenwald und wurde von seinem Freund Nico von der SDAJ »mitgeschleppt«. Die junge Welt kennt er über das Abo seiner WG. Angelika Röser (59) ist gemeinsam mit Tochter Anja Motzeck (39) und Enkelin Mia (18) gekommen. Röser wohnt in Berlin und ist parteilose Kommunistin und politisch aktiv, seit sie denken kann. Anja sieht es als großen Vorteil, in einer solchen Familie aufgewachsen zu sein. Sie ist seit kurzem Mitglied der Partei Die Linke in Berlin-Neukölln und schätzt die solidarische Atmosphäre in ihrer Basisorganisation.

Die drei Frauen kritisieren, daß der Besuch der Konferenz sehr teuer ist, wodurch viele »von vornherein ausgeschlossen sind«, so Röser. Außerdem sei die Atmosphäre sehr anonym, die Möglichkeit, sich einzubringen und mitzudiskutieren, zu wenig gegeben.

Premiere auf bei der Konferenz feiert die Piratenpartei. Zwei Frauen haben einen Ministand aufgebaut, ihr »piratisches Mandat« berechtigt sie, das auf eigene Initiative hin zu tun. Bettina Günter (49) engagiert sich im Berliner Verband der Piraten und hat in der Vergangenheit schon Konferenzbesucher beherbergt, war aber selbst noch nicht dabei. Auch jW-Leserin war sie lange, aber die Zeitung kam immer erst nachmittags - für sie als Berufstätige war es dadurch kaum noch möglich, sie zu lesen.

https://www.jungewelt.de/blogs/rlk-2014/302193