21.02.2009 / 0

Schule der Produzenten

Peter Steiniger

Ein Besuch bei der städtischen Landwirtschaft in Havanna

Organopónico Vivero Alamar ist eine Vorzeigekooperative. Während mich Sandra Miranda Lorigados vom Nationalen Institut für Agrarwissenschaften und Jürgen Roth von der Deutschen Welthungerhilfe/Agro Acción Alemana durch das Projekt führen, ist auch eine kanadische Reisegruppe vor Ort.

Hier in der Unidad Básica de Producción Cooperativa (UBPC) wird verbrauchernah produziert. Die Neubauten der Vorstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern umrahmen die Ackerflächen und Gewächshäuser. Seit zehn Jahren ist die DWHH mit ihren kubanischen Partner-NGO ACPA (Kubanische Vereinigung für Tierproduktion) und ACTAF ( Kubanische Vereinigung für Agrar- und Forsttechnik) daran beteiligt, hier eine kleinflächige, effiziente und ökologisch ausgerichtete Produktion, vorrangig von Gemüse, zu entwickeln. Gewächshäuser wurden gebaut, Pumpen installiert, Materialien zur Verfügung gestellt. Vermarktet wird direkt, was bedeutend zur Ernährungssicherung der Bevölkerung in Alamar beiträgt. Viele administrative Hürden galt und gilt es dabei zu überschreiten.

Seit 1994 ist die DWHH bereits in Kuba tätig. Während in den Jahren seit der Spezialperiode bis 2006 vor allem die direkte Unterstützung von Produzenten im Mittelpunkt stand, geht es nun vor allem darum, Dienstleistungszentren für Genossenschaften und kleine Produzenten, wie z. B. Kleintierhalter zu entwickeln. Eine Million Euro setzt die Welthungerhilfe in den nächsten vier Jahren insgesamt hierfür ein.

Vivero Alamar kann sich sehen lassen, auch in sozialer Hinsicht. Die 170 Mitarbeiter, die meisten davon sind auch Genossenschaftsmitglieder, haben abgesicherte, reguläre Arbeitsplätze mit überdurchschnittlichen Einkommen. 50 Prozent des erzielten Gewinns werden reinvestiert, die andere Hälfte wird nach einem Prämiensystem, welches die Zugehörigkeitsdauer zum Betrieb berücksichtigt, verteilt. Das Erfolgsmodell auf der Basis von gut ausgebildeten Mitarbeitern, die stetig weiter geschult werden, ist für die Welthungerhilfe auch ein wichtiges Laboratorium, um kreative landwirtschaftliche Methoden zu erproben. Davon profitieren Projekte in anderen, weitaus mehr Not leidenen Ländern der Region wie Haiti. Natürlich werden auch innerhalb Kubas die hier gewonnenen Erfahrungen weitergegeben und genutzt. Doch sehen Sie selbst, wie diese »Schule der Produzenten« gedeiht (Fotostrecke: Stadt-Land).
https://www.jungewelt.de/blogs/feria2009/301371