21.02.2009 / 0

»Sie haben das Richtige getan«

Interview: Ruben Wesenberg

Ein Gespräch mit Laura Labañino. Die 16jährige Laura ist Tochter von Ramón Labañino, einem der fünf Kubaner, die seit zehn Jahren in den USA inhaftiert sind
Vor zehn Jahren wurde Ihr Vater in den USA festgenommen und sitzt seitdem in Haft. Wie geht Ihre Familie mit dieser Situation um?

Die größte Last liegt sicherlich bei meiner Mutter. Ich gehe wie alle anderen in meinem Alter in die Schule. Ich lerne an einer Oberschule und bereite mich auf ein Kriminalistikstudium vor. Dazu kommt allerdings, daß ich – wie die anderen Angehörigen der Inhaftierten – seit vielen Jahren als »Reisende« unterwegs bin. Meine Schwester Lisbeth und ich begleiten unsere Mutter bei der Solidaritätsarbeit. Wir halten Vorträge, besuchen Konferenzen und informieren über das, was unseren Vätern angetan wird. Eine große Hilfe ist uns dabei das Solidaritätskomitee »International Commitee for the freedom of the cuban 5« von Graciela Ramirez.

Wie stark ist die Bewegung für die Freilassung der fünf?

Die Unterstützung ist groß, Solidaritätsgruppen für »The Cuban 5« gibt es überall auf der Welt. Fünf lateinamerikanische Präsidenten haben sich solidarisch erklärt. Ebenso Tausende Künstler, Schriftsteller und andere Intellektuelle, darunter Leute wie Noam Chomsky, Frei Beto oder Jostein Gaarder. Zahlreiche britische Parlamentarier sowie der mexikanische Senat fordern die Freilassung unserer Väter.

Ihr Vater zahlt einen hohen Preis für seinen Einsatz gegen den Terrorismus. Ist er nicht zu hoch?

Die zuständige UN-Kommission hat das Verfahren, so wie es stattgefunden hat, als unrechtmäßig und willkürlich beschrieben. Bei meinem Vater wäre eine Strafe von höchstens sechs Monaten angemessen gewesen. Dabei wäre es lediglich um kleinere Einreisevergehen und den Vorwurf der »Identitätsfälschung« gegangen. Auch die anderen Väter müßten längst wieder zu Hause bei ihren Familien sein. Der Vorwurf des Terrorismus an sie ist falsch und ihre lange Haft nicht gerechtfertigt. Sie haben das Richtige und Notwendige für unser Land getan.

Die USA haben mit Barack Obama einen neuen Präsidenten. Was erwarten Sie von ihm?

Hoffnung gibt es immer. Ich halte eine positive Veränderung schon für möglich. Etwa in dem Sinne, daß sich die öffentliche Meinung in den USA verändert und damit wieder Bewegung in den Fall kommt.

Wie bleiben Sie mit Ihrem Vater in Kontakt?

Wir können ihm schreiben – wenn auch eingeschränkt. Alle paar Tage darf ich auch mit ihm telefonieren. Normalerweise dürfen Strafgefangene nach US-Recht einmal im Monat Besuch empfangen. Den Kindern der Inhaftierten wird jedoch höchstens einmal im Jahr ein Besuch im Gefängnis genehmigt. Dennoch durfte ich meinen Vater in den letzten zehn Jahren insgesamt nur sechs mal sehen.

Das alles ist sehr willkürlich, ein Besuch ist auch immer sehr aufwendig. Für meine Mutter und die anderen Ehefrauen der fünf ist die Situation noch unerträglicher als für uns Kinder. Sie wurden 2000 ausgewiesen, gelten als »Gefahr für die USA« und erhalten kein Visum. Wir kämpfen für das volle Besuchsrecht unserer Mütter.

Was gibt Ihnen die Kraft, mit dieser Situation umzugehen?

Manchmal ist es schwer, in Fernsehserien lauter glückliche Familien zu sehen. Dann schmerzt es mich, daß wir so ein Leben nicht haben können. Ich weiß nicht, woher mein Vater die Kraft nimmt, aber er bleibt in seinen Briefen und Telefonaten hoffnungsvoll. Also bleibe ich es auch.

Info: http: www.miami5.de

https://www.jungewelt.de/blogs/feria2009/301370