23.02.2008 / 0

Angebot und Nachfrage

Peter Steiniger

Die Buchmesse ist ein echtes Volksfest mit allem, was dazugehört: Musik, Tanz, Essen und Trinken.
Den Tag über strömen die Menschen über das Gelände und drängen sich an den Ständen.

Die antiken Kanonen werden zur beliebten Sitzgelegenheit, ebenso die Festungsmauer mit Ausblick über die Bucht. Viele suchen Schutz vor der Sonne im Schatten von Bäumen und Gebäuden. Gegen 18 Uhr bricht die Dunkelheit rasch herein. Die Messestände in den Kasematten der Festung schließen; dort übernehmen jetzt Reinigungskräfte das Regiment. Jeder Messetag klingt schließlich mit einem Konzert auf der Plaza San Francisco aus.

Wie sieht das kulinarische Angebot aus und wie erschwinglich ist es? Es ist reichlich, Engpässe treten kaum auf, das Sortiment ist überschaubar. Schweinehälften schaukeln in der Sonne, die zerstückelt und auf zu Grills umfunktionierten halbierten Ölfässern fertig gegart werden. Hähnchenfleisch und Reis schmoren in den Tiegeln, Grünzeug wird eher spärlich verwendet. Das Essen wird in kleinen grauen Schachteln, die ursprünglich als Geschenkboxen produziert wurden, abgegeben. Besteck oder Servietten gibt es nicht; ein Stück abgerissene Pappe wird zum Behelfslöffel. Wasser, Cola, Zitronenlimo und Bier sind erhältlich, fast ausschließlich in Büchsen.

An den Imbiss- und Getränkeständen wird geduldig gewartet, vor allem dort, wo mit Moneda nacional bezahlt werden kann. Auch hier gilt: Ein Land, zwei Währungen. Obwohl hinter den Ständen emsiger Betrieb herrscht, geht es nur langsam voran. Der Verkaufsakt selbst ist nicht Schwerpunkt der hiesigen ambulanten Gastronomie. Überhaupt konnten wir beobachten, daß die Kubaner fleißig arbeiten und zugleich Meister in der Kunst der Entschleunigung sind.


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