06.09.2016 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15

VW: US-Gewerkschaft mit Teilsieg vor Gericht

Detroit. Neben den Auseinandersetzungen um manipulierte Abgaswerte ist auch der Konflikt mit der Gewerkschaft United Auto Worker (UAW) für Volkswagen in den USA noch nicht ausgestanden. Die Regierungsbehörde für Arbeitsrecht in Washington ordnete an, dass ein kleiner Teil der Belegschaft im VW-Werk in Chattanooga sehr wohl der UAW beitreten und sich von ihr vertreten lassen darf. Dies bestreitet VW. Der Konzern kündigte am Donnerstag an, er werde gegen die Entscheidung der Behörde Berufung vor einem Gericht einlegen.

Der Streit um die Gewerkschaftsvertretung im Werk Chattanooga im Bundesstaat Tennessee dauert schon Monate an – und kommt für VW zur Unzeit, da der Konzern, nachdem seine Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen aufgeflogen sind, versucht, seinen Ruf wiederherzustellen. Die Belegschaft in dem einzigen Volkswagen-Werk in den USA hatte im Februar 2014 mit knapper Mehrheit gegen die Gründung einer Mitarbeitervertretung nach deutschem Vorbild votiert. Im vergangenen Dezember stimmte aber ein Teil der Arbeiter in Chattanooga dafür, sich durch eine Gewerkschaft – die UAW – vertreten zu lassen.

Die Wahl war ein Novum, da die VW-Mitarbeiter die ersten Mitarbeiter eines ausländischen Autobauers in den US-Südstaaten überhaupt waren, die für eine gewerkschaftliche Vertretung stimmten. Allerdings sind von der Wahl nur rund 160 Facharbeiter betroffen. In dem Werk beschäftigt Volkswagen insgesamt rund 2.500 Mitarbeiter.

Der Autohersteller argumentiert, er könne nur mit der gesamten Belegschaft verhandeln, nicht mit einzelnen Gruppen. Doch dies wies die Bundesbehörde für Arbeitsrecht nun erneut zurück. UAW-Sekretär Gary Casteel äußerte sich zufrieden. Die Entscheidung zeige eindeutig, dass VW die Gesetze missachte, wenn das Unternehmen sich weigere, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Der Konzern habe nun die Chance, seine »sozialen Beziehungen« in den USA zu verbessern. »Wir drängen Volkswagen, so schnell wie möglich mit der Gewerkschaftsvertretung vor Ort zu verhandeln.« Der Konzern beharrt darauf, dass dies die Belegschaft spalte. (dpa/jW)

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