29.04.2016 / Feuilleton / Seite 10

Der paritätische Mülleimer (vorher)

Wiglaf Droste

Die »Maischberger«-Talkshow am Mittwoch abend hatte »Die Angstmacher: Wie gefährlich sind Deutschlands Populisten?« zum Thema; als Gäste waren »Thilo Sarrazin (ehemaliger SPD-Politiker), Gregor Gysi (Die Linke, ehemaliger Fraktionsvorsitzender), Beatrix von Storch (AfD, stellvertretende Parteivorsitzende), Elmar Brok (CDU, Europaabgeordneter), Albrecht von Lucke (Politologe)« aufgeboten.

Ich kucke sowas ja schon lange nicht mehr, aber Elmar Brok aus Bielefeld war der vorsitzende Scharfmacher des kleinen Gremiums, das mir 1980 das »Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen« absprach. (In zweiter Verhandlung – ohne Elmar Brok – wurde mir dann mit 2:1 Stimmen ein Gewissen zugestanden, hey ho … ;-) – das ist wie Lotterie oder Fußball, nur nicht so spannend.) Man könnte mal nachkucken, ob er heute noch denselben Quatsch erzählt wie vor 36 Jahren. (Zu mir, wörtlich: »Sie lesen Gedichte von Erich Fried? – Der ist doch für die Terroristen.«)

Dass AfD-Nazissen mit Tötungsabsichten gegen (ausländische, auf der Flucht befindliche, wehrlose – und allein darauf kommt es an!) Frauen und Kinder ins TV eingeladen werden, ist bekannt. Das Gerede von »Entlarvung« und »Auseinandersetzung« ist Makulatur – es sei denn, man lässt einen britischen Journalisten das machen wie neulich Tim Sebastian von der BBC, der Frau Petry aus den Angeln hob wie nichts; der Mann hat, was fast allen seinen deutschen Kollegen fehlt: Klarheit und Distanz. In Deutschland reicht es (wieder), kein Deutsch sprechen, aber »deutsch fühlen« zu können.

Was dann geschah, folgt aus Platzgründen auf Seite 11

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