11.04.2016 / Schwerpunkt / Seite 3

Druckindustrie: Schwierige Runde

Eine schwierige Tarifauseinandersetzung dürfte es für die rund 140.000 Beschäftigten der Druckindustrie werden. Zum Auftakt der Verhandlungen am vergangenen Donnerstag legten die Unternehmer nicht nur kein Angebot vor. Sie polemisierten auch ausführlich gegen die ver.di-Forderung nach fünf Prozent mehr Geld. Diese stelle »keine realistische Verhandlungsbasis dar«, ließ der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) wissen. Maßstab einer »verantwortungsbewussten Tarifpolitik« müsse die wirtschaftliche Situation der Branche sein. Und diese ist – glaubt man den Unternehmervertretern – überaus schlecht.

Die Zahlen sprechen scheinbar eine deutliche Sprache: Seit der Jahrhundertwende ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Druckindustrie laut BVDM um fast 84.000 zurückgegangen. Allein im vergangenen Jahr gingen 124 Druckereien pleite. Ver.di bestreitet nicht, dass die Branche strukturelle Probleme hat. Die Gewerkschaft verweist aber zum einen darauf, dass diese zu großen Teilen hausgemacht sind: Die Unternehmen liefern sich einen heftigen Preiswettbewerb, der auf Kosten kleinerer Betriebe und der Beschäftigten geht. Zum anderen betont ver. di, dass viele Zeitungsverlage weiterhin gute Gewinne einfahren und Teilbranchen wie der Online- und Digitaldruck wachsen.

Vor allem aber ist unter den Beschäftigten die Erkenntnis gereift, dass Lohnverzicht nichts nützt. Das belegt auch der Vergleich mit anderen Branchen: So stieg die Bezahlung in den Druckereien in den vergangenen zehn Jahren nur halb so schnell wie in der Metall- oder Chemieindustrie. Doch während letztere Beschäftigung aufbauten, wurde in der Druckbranche jeder fünfte Job vernichtet.

»Wir brauchen Lohnerhöhungen wie alle anderen auch«, heißt es vor diesem Hintergrund in einem ver. di-Tarifinfo. »Statt Schwarzmalerei haben die Kolleginnen und Kollegen ein Zeichen der Wertschätzung für ihre Leistung und ihr Engagement verdient.« Schließlich habe sich die Arbeit auch in den Drucke­reien verdichtet. Schicht-, Nacht- und Feiertagsarbeit seien ebenso Alltag wie Überstunden und eine zu dünne Personaldecke.

Nicht unwahrscheinlich, dass die Drucker diese Argumente schon bald mit Aktionen in den Betrieben und auf der Straße untermauern müssen. Denn von alleine werden sich die Verleger kaum bewegen. Das zeigt schon ihre harte Haltung in den zeitgleich laufenden Verhandlungen für Tageszeitungsjournalisten, die sie mit Reallohnverlusten abspeisen wollen. (dab)

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