03.03.2016 / Medien / Seite 15

Ein Chefredakteur, der in Unsere Zeit passt

Die DKP-Wochenzeitung Unsere Zeit (UZ) bekommt im Sommer einen neuen Chefredakteur (siehe Meldung vom Dienstag). Ab 1. Juli wird Lucas Zeise diesen »Traumjob« (Zeise) übernehmen. Für die Tageszeitung junge Welt ist das in doppelter Hinsicht eine gute Nachricht gewesen. Einerseits, weil wir als Verlag und Redaktion ein freundschaftliches Verhältnis zur UZ und der Deutschen Kommunistischen Partei pflegen und auf eine gute Zusammenarbeit mit der noch amtierenden Chefin Nina Hager blicken. Es freut uns zudem, dass der renommierte Journalist, Wirtschaftswissenschaftler und Finanzfachmann nun unmittelbare Verantwortung bei »seiner« Zeitung« übernimmt. Und natürlich sind wir froh, dass Lucas Zeise Autor und Kolumnist der jW bleibt.

»Lucas Zeise zu Lust und Risiken des Kapitalverkehrs« – lautet der Titel seiner wöchentlichen Kolumne, die immer in der Wochenendausgabe der jW erscheint. Ironisch, manchmal auch wütend, spießt der Autor darin aktuelle Probleme des Finanzkapitals auf. Mit Sachkenntnis und Souveränität analysiert er scheinbar unentwirrbare Verwicklungen an den »Märkten«, nennt Ross und Reiter bei der globalen und regionalen Ausbeutung. Ja, er argumentiert parteilich. Denn er steht auf der Seite der Ausgebeuteten, Unterprivilegierten oder prekär Beschäftigten.

Rüstzeug dafür sind neben einer soliden wissenschaftlichen Ausbildung vor allem eine jahrzehntelange journalistische und publizistische Praxis: Er arbeitet als Redakteur und Ressortleiter Finanzen bei der Börsen-Zeitung. Als der Hamburger Verlag Gruner+Jahr im Jahr 2000 das Experiment wagte und eine deutschsprachige Version der Financial Times (die FTD wurde 2012 eingestellt) herausbrachte, gehörte Zeise zu den Gründungsredakteuren, war später mehrere Jahre lang Ressortleiter Kapitalmarkt.

Für manche schien es ein Widerspruch, dass er zudem Marxist und seit 1973 Mitglied der DKP ist. Die Zeitschrift Wirtschaftsjournalist betitelte 2014 ein Interview mit ihm: »Das irre Doppelleben des Lucas Zeise«. Andere, besser informierte Zeitgenossen reagierten eher mit der Feststellung: Kein Wunder, dass er die Abläufe des Finanzkapitals so durchschauen und präzise kritisieren kann.

Nun leitet er bald die im Verhältnis kleine Wochenzeitung seiner Partei. Zeise sieht es indes also große Aufgabe: »Die UZ bietet die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen vom kommunistischen Standpunkt aus einzuschätzen, die Vorschläge unserer Partei zu verbreiten und damit den Widerstand gegen Kriegspolitik, Rechtsentwicklung und Ausbeutung zu stärken«, lässt er sich in einer DKP-Pressemitteilung vom Montag zitieren. (kf)

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