10.02.2016 / Feuilleton / Seite 10

Jubel der Woche: Ziemann, Koch-Hooge, Bunners, Neumann

Jegor Jublimov

Das »Mädel« des bundesdeutschen Heimatfilms, Sonja Ziemann, konnte Ende der 50er Jahre in Charakterrollen überzeugen. Neben Zbigniew Cybulski spielte sie im polnischen Nachkriegsdrama »Der achte Wochentag« und neben Gert Fröbe in der Romanadaption »Menschen im Hotel«. 1946 hatte Ziemann bereits in »Allez hopp« mitgewirkt, einem der ersten DEFA-Filme, der, im Zirkus Barlay begonnen, allerdings nie fertig wurde. Nicht einmal Fotos sind bekannt. Vielleicht hat sich die Schauspielerin an ihrem 90. Geburtstag am vergangenen Montag vorgenommen, mal so richtig aufzuräumen und findet noch welche!

Schon 100 Jahre alt wäre morgen Wilhelm Koch-Hooge, der bei der DEFA zu den führenden Schauspielern der 50er Jahre zählte. 1955 wurde er in Locarno für seine Darstellung eines kommunistischen Widerstandskämpfers in »Stärker als die Nacht« ausgezeichnet. Seit er 1958 in »Jahrgang 21« erstmals in Prag filmte, wurde er immer wieder in tschechoslowakischen Filmen besetzt, ebenso in jugoslawischen. In der DDR hingegen wurden seine Rollen immer kleiner. Als er 2004 starb, ging sein Nachlass an die Akademie der Künste.

Genau an Koch-Hooges 50. Geburtstag kam in Neubrandenburg ein kleiner David Christian zur Welt, der heute als David C. Bunners Erfolge feiert. Regisseur Gunther Scholz entdeckte den 18jährigen Pfarrerssohn für die Hauptrolle im Alltagsfilm »Ab heute erwachsen«, in dem er sich neben Kurt Böwe und Jutta Wachowiak behaupten konnte. Als der Film 1985 im Berliner Kino International Premiere hatte, leistete der Hauptdarsteller seinen Ehrendienst bei der NVA ab. Anschließend studierte er Schauspiel an der HFF »Konrad Wolf« in Potsdam und wurde in den 90er Jahren ein vielbesetzter Schauspieler in Reihen und Serien (»Für alle Fälle Stefanie« 1997–99, »Die Stein« 2008–11). Für die Hauptrolle in einem russischen Film erhielt er 2005 in Moskau einen Darstellerpreis. Als Produzent und Schauspieler war er am Kurzfilm-Oscarpreisträger von 2009, »Spielzeugland«, beteiligt. Auch hat er schon Regie geführt, so dass man in seiner zweiten Lebenshälfte noch viel von ihm erwarten kann.

Auf einem filmhistorischen Kongress in Hamburg wurde kürzlich der zu Unrecht vergessene DEFA-Film »Nachtspiele« (1979) wiederaufgeführt. Er entstand im damaligen Interhotel Potsdam, das sich gerade wieder in der Diskussion befindet. Thomas Neumann, einer der Könige der Nebenrollen, der gestern 70 wurde, spielte hier eine seiner wenigen Hauptrollen. Ihm können wir in der Neuverfilmung von »Jeder stirbt für sich allein« bald wiederbegegnen.

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