25.02.2015 / 0 / Seite 1 (Beilage)

Roboter im Anmarsch

Technische Entwicklung lässt auf bessere Zeiten hoffen. Im Kapitalismus bedeutet sie allerdings oft genug Arbeitslosigkeit, Kontrolle und Aufrüstung

Lena Kreymann

Folgendes Zitat wird dem bekannten Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem zugeschrieben: »Jede Arbeit, die auch von einer Maschine erledigt werden könnte, ist des Menschen unwürdig.« Mit dieser normativen Aussage wirft er einen optimistischen Blick in die Zukunft: Roboter erledigen für uns die Aufgaben, von denen wir uns freimachen wollen, um Zeit für andere Dinge zu haben. Gleichzeitig erleichtern Maschinen die Kommunikation, die Planung der Produktion und die Arbeitsorganisation. Die Produktivitätssteigerung, die technische Entwicklungen mit sich bringen, steht demnach ganz im Dienste der Menschheit.

Was wir heute erleben, ist etwas anderes: Die absehbare »Rationalisierung« infolge einer immer weiter automatisierten Produktion schürt Ängste vor Entlassungen und Massenarbeitslosigkeit. In der Zukunft wird kritischen Stimmen zufolge nicht nur einfache körperliche Arbeit von Maschinen übernommen werden; auch vermeintlich sichere Arbeitsplätze, für die Qualifikationen oder geistige Tätigkeit wie Kreativität erforderlich sind, sind gefährdet. Gleichzeitig wird der einzelne Arbeiter durch ausgefeilte technische Neuerungen einer zunehmenden Kontrolle seiner Arbeitsleitung unterworfen. Von einer Technik im Dienste des Kapitals ist eben wenig Gutes zu erwarten. Im militärischen Bereich sind Drohnen kaum noch wegzudenken. Der in der öffentlichen Debatte vielfach geäußerte Ruf nach einem Verzicht auf autonome Waffensysteme offenbart oft genug nicht nur eine verkürzte Sicht auf Ziele und Zwecke des Militärs, sondern auch mangelnde Kenntnis der technischen Entwicklung.

Mit diesen Aspekten setzen sich die Beiträge dieser Beilage auseinander; der Fokus liegt dabei auf der Robotik als einem zentralen Feld der technischen Entwicklung. Im Interview erklärt Hans-Arthur Marsiske, inwiefern die Forderung, Drohnen nicht autonom (re-)agieren zu lassen, kaum umsetzbar ist, und schlägt statt dessen vor, deren Bewaffnung zu verbieten. Darüber hinaus erläutert er grundlegende Tendenzen in der Robotik. Peer Heinelt analysiert, dass zivile Forschung nicht klar von militärischer getrennt werden kann und das Konzept des »Dual Use« Teil der Strategie von Staat und Kapital ist. Dietmar Dath entwirft in seiner Kurzgeschichte »Mein geliebtes Werkzeug« eine Zukunftsvision, wie Arbeit in einer hochtechnisierten Gesellschaft einmal aussehen könnte. Helmut Dunkhase setzt sich mit den Chancen auseinander, die das Internet und moderne Computertechnik für den Sozialismus bieten könnten. Klaus Fischer beschäftigt sich mit den Interessen hinter der »Industrie 4.0« und deren Perspektiven. Thomas Wagner rezensiert das Buch »The Second Machine Age« von Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee, in dem die beiden Wissenschaftler des »Massachusetts Institute of Technology« (MIT) die Auswirkungen des technischen Fortschritts im digitalen Kapitalismus beschreiben.

Lena Kreymann hat Philosophie und Geschichte studiert. Seit 2013 arbeitet sie als Volontärin bei der Tageszeitung junge Welt

https://www.jungewelt.de/beilage/art/265797