22.01.2015 / Kapital & Arbeit / Seite 9

Smalltalk in Festung Davos

Im weltbekannten Schweizer Alpenkurort Davos treffen sich wie jedes Jahr die globalen Netzwerker der Herrschenden zum Plausch. Hunderte führende Kapitalfunktionäre, diverse Politgrößen und eine begrenzte Anzahl sonstiger Top-Level-Promis feiern dann das Jahresauftaktfest, genannt Weltwirtschaftsforum. Im Januar 2015 will es die sich elitär gebende Mischung aus Großverdienern, Großherzögen und Großklappen besonders bunt treiben: Per Helikopter, Privatjet oder Luxus-Offroader strebt diesmal eine Rekordzahl von mehr als 2.500 von ihnen ins winterliche Graubünden. Geplant sind die üblichen Smalltalks und Kungelrunden, sowie diverse Protokollauftritte für das eher uninteressierte globale Massenpublikum. Thema sollen die wirtschaftlichen und politischen Krisen sowie neue globale Herausforderungen wie die digitale Revolution sein. Einen eher lächerlichen Vorstart legten die Davos-Organisatoren hin, indem sie ausgerechnet dem ukrainischen Kriegsfürsten Petro Poroschenko zum Auftritt verhalfen. Der hatte allerdings wenig Zeit, musste zurück an die Front. Offiziell startete das Treffen mit der Rede des chinesischen Regierungschefs Li Keqiang.

Für die Schweizer Armee gilt Davos indes als eine Art Jahresmanöver. Tausende Soldaten und Polizisten sind aufgeboten, die angereisten Bonzen zu schützen. (jW)

 

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