22.09.2014 / Feuilleton / Seite 13

Friede auf ­unserem Feld

Jochen Fischer
Wenn es stimmt, daß Gesang starke Gefühle wecken kann, dann lagen der Ernst-Busch- und der Hans-Beimler-Chor mit ihrem Antikriegskonzert am Sonnabend in Berlin genau richtig. Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße haargenau auf der richtigen Wellenlänge sangen sie »Für den Frieden der Welt«, ein Titel von Jewgeni Dolmatowski und Dmitri Schostakowitsch.

Eine Ouvertüre, die angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation, 100 Jahre nach Beginn des 1. Weltkrieges sowie 75 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen treffender nicht sein kann.

Gut beraten waren die Arrangeure, daß sie auf die musikalische Collage »Ernst Busch – sein Lied der Zeiten« aus dem Jahre 2004 zurückgriffen. Da lief einem schon Gänsehaut über den Rücken, als das Ensemble »Wer hat vollbracht all die Taten« von Ernst Hermann Meyer oder das englische Lied »Der Wind weht frei«, in der deutschen Fassung von Gisela Steineckert, interpretierte.

Mit Tucholsky-Titeln wie »Der Graben« und »Sag nein« oder dem Brecht-Song »Kälbermarsch« schloß sich der Hans-Beimler-Chor im zweiten Teil des Programms nahtlos an. Den Höhepunkt des Konzerts erlebten die Gäste, als sich beide Chöre vereinten. Geradezu symbolisch der gemeinsame Gesang des Weinert/Eisler-Liedes »Der heimliche Aufmarsch«. Mit dem Titel »Friede auf unserer Erde! Friede auf unserem Feld! Dass es auch immer gehöre dem, der es gut bestellt!« von Brecht und Eisler verabschiedeten sich die Sängerinnen und Sänger unter den Dirigenten Kurt Hartke, Daniel Selke und Johannes C. Gall.
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