15.07.2014 / Sport / Seite 16

Der Philipp-islamismus obsiegt …

Wiglaf Droste
… wenn Deutschland 1914 reloaded Welt-Jägermeister wird. Als der öffentlich-rechtliche TV-Kommentator des WM-Finales am Abend des 13. Juli 2014 brabbelte, daß »Jogi Löw zur Toilette« eile, dieses »Geschäft aber schnell erledigt« habe, ahnte man, wofür man Gebühren zahlt im Lande Sanifair-Urinalien.

Ein Aufatmen ging durchs Lokal, als die sportjournalistische Sprechblase sich geleert hatte, um sich nach der Erleichterung der Zuhörertrommelfelle allerdings unverzüglich wieder zu füllen und ein »Dickicht von Beinen« zu ersinnen, womit die argentinischen Abwehrspieler gemeint waren.

»Dickicht von Beinen«, ist das nicht ein Milchwald von Bob Dylan Thomas? Not quite, Sir, leider aber auch nicht quiet. Die Umnachtetheit des in jedem Sinne Finalreporters setzte neue Maßstäbe.

Wie so oft gewannen die panzerfahrerdummen Deutschen, was mir, im besten blauweißen Hemd und auch sonst würdiger, selbstverständlich unkurzhosiger Garderobe im italienischen Lokal »Da Enzo« des nicht piek-, sondern im Gegenteil grundfeinen Gastgebers Vincenzo Salatino sitzend und ein Päckchen Scopa wegspielend, salsicciawurst gewesen wäre, wenn nicht die medialen Begleitgebrüllerscheinungen sich so zivilisationsfern ausgetobt hätten.

Es war der letzte Abend im »Da Enzo«, da Signore Salatino nach gut fünf Jahren am Berliner Chamissoplatz den Bettel hinwirft. Das ist höchst bedauerlich, denn seine einfache apulische Küche war ausgezeichnet, und er hatte sich eine weitgehend idiotiefreie, leise und höfliche Kundschaft herangezogen, was eine Gnade ist.

Mit diesem »As Time goes by«-Gefühl sah ich dem deutschen Philippislamismus angelegentlich beim Rumtrampeln zu, ließ, wie es sich gehört, meine Begleiterin, die einer der im identischen Reagenzglas erzeugten »Spielerfrauen« so gottvoll unähnlich ist, daß einem das Herz im Leibe lacht, beim Scopa gewinnen, aß und trank bestens mit ihr und beschloß, ein neues Leben zu beginnen.

Mein Partisanenname, teilte ich Herrn Salatino beim herzlichen, einander in den Armen liegenden Verabschieden mit, sei ab nun: Vitello Tonnato, von Beruf Pistolero, der seine Knarren mit Kapern und Saubohnen lädt und von ihnen Gebrauch zu machen weiß. Ein Herr Sergio Aioli sei übrigens mit von der Partie, dem Gegenteil von Party, und zu zweien würden wir die Welt dann schon richten.
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