27.06.2014 / Feuilleton / Seite 13

Militante Volkmusik: Grup Yorum spielen in Oberhausen

Letztes Jahr gaben Grup Yorum, die ebenso bekannte wie revolutionäre Band aus Anatolien vor 15000 Menschen ein Solidaritäts-konzert für die Opfer der NSU-Terroristen in der Arena in Oberhausen. Heute abend spielen sie dort wieder – in vollständiger zwölfköpfiger Besetzung. Als sie im Januar in Berlin auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz spielten, hatten fünf von ihnen Hausarrest bzw. durften das Land nicht verlassen.

Maoistisch inspiriert machen Grup Yorum türkische Volksmusik mit militanten Texten, die sie rockmusikalisch dramatisieren. Allgemein setzen sie auf eine Strategie der 70er Jahre, die hierzulande verschwunden ist: Sie gründen soziale Zentren in Brennpunktvierteln, für Party und Politik. Das Singen gilt ihnen als politische Aktion, denn ein Lied fühlt man mehr als ein Flugblatt.

In Oberhausen spielen sie im Gedenken an Berkin Elvan, den 15jährigen, der in Istanbul während der Gezi-Proteste von der Polizei erschossen wurde, als er Brot kaufen wollte. Und sie gedenken der Opfer des Gruben­unglücks von Soma, bei dem im Mai 301 Bergleute starben, weil ihre Zeche aus Profitgier in einem maroden Zustand war – die größte Katastrophe im türkischen Bergbau. (jW)

Heute, Arena, Oberhausen, 17 Uhr
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