02.06.2014 / Schwerpunkt / Seite 3

Hintergrund: Anschlagsziel Gasförderanlagen

Erneut haben bewaffnete Gruppen in Syrien zwei Gaspipelines gesprengt. Nach Auskunft des syrischen Ölministeriums waren Förder- und Verarbeitungsanlagen in Deir Ezzor und Al-Bayarat bei Palmyra Ziel des Anschlags. Die Anlage in Deir Ezzor wurde schon früher angegriffen und war zuletzt erst Mitte Mai wieder in Betrieb gegangen.

Das Gebiet zwischen Palmyra und Deir Ezzor nahe der irakischen Grenze wird in großen Teilen von bewaffneten Gruppen kontrolliert, die von örtlichen Stammesverbänden unterstützt werden. Im Osten Syriens befinden sich die wichtigsten Öl- und Gasquellen des Landes, die inzwischen teilweise von den Aufständischen ausgebeutet werden. Ausländische Öl- und Gasfirmen, die bis 2011 im Osten Syriens arbeiteten, haben sich zurückgezogen. US-Ölexperten bilden nach Auskunft von Oppositionellen in Jordanien Kämpfer und Stammesmitglieder im Betrieb der Förderanlagen aus. Die einseitige Aufhebung der EU-Sanktionen zugunsten des exiloppositionellen Bündnisses »Nationale ­Koalition« ermöglicht es diesem und den mit ihm verbundenen »moderaten« Kampfverbänden, erbeutetes Gas und Öl auf eigene Rechnung zu verkaufen.

Die syrische Regierung hat derweil mit der russischen Ölfirma Sojusneftegas einen Vertrag über die Erschließung eigener Gasreserven im östlichen Mittelmeer unterzeichnet. In einem Bericht der libanesischen Tageszeitung As Safir heißt es, daß der Vertrag bereits vor sechs Monaten vereinbart und nun unterzeichnet worden sei. Die Erschließungskosten in Höhe von 100 Million US-Dollar würden von Sojusneftegas übernommen. Nach Auskunft des syrischen Ölministeriums soll schon in den nächsten Wochen mit der ersten Phase der Erschließung und der Förderung der Gasvorkommen vor der syrischen Küste begonnen werden. Nach dieser ersten Phase werde man entscheiden, ob dort eine Förderanlage gebaut werden soll. Das Gebiet erstreckt sich vor der Küste von Tartus bis Banias. In der Umgebung werden zwei weitere ertragreiche Gasfelder vermutet. Die Ölfirma, die von dem früheren russischen Energieminister Juri Shafranik geleitet wird, ist seit 2004 in Syrien aktiv. Drei Bohrungen entlang der syrisch-irakischen Grenze waren erfolglos verlaufen. (kl)
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