31.12.2013 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15

Lesetips

Forschung über Betriebsräte

»Die Betriebsratsforschung ist in den letzten 20 Jahren vom Rand in die Mitte der Arbeits- und Industriesoziologie gerückt.« Das stellt der renommierte Arbeitswissenschaftler Hermann Kotthoff in einem Beitrag für die Fachzeitschrift Industrielle Beziehungen fest, der einen Überblick über die Forschungsarbeiten zu Betriebsräten aus den vergangenen Jahren gibt. Es wird deutlich, daß die Wissenschaft ihren Fokus methodisch und thematisch erweitert hat. Quantitativ wird nunmehr regelmäßig untersucht, wie groß die »weißen Flecken« mitbestimmungsfreier Zonen sind. Diese breiten sich aus: Aktuellen Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge wird mittlerweile weniger als die Hälfte der abhängig Beschäftigten von einem Betriebsrat vertreten.

Qualitative Untersuchungen haben sich beispielsweise mit der Rolle von Betriebsräten als »Co-Manager« beschäftigt. Damit in Zusammenhang steht die Frage, welche Folgen die »Verbetrieblichung« der Tarifpolitik, also die Verlagerung von Tarifregelungen auf die Betriebsebene, für die Mitbestimmung hatte. Veränderte Methoden der Unternehmenssteuerung sowie die Rolle europäischer Betriebsratsgremien waren ebenfalls Gegenstand der Forschung. Vernachlässigt haben die Soziologen laut Kotthoff die Beziehung zwischen Betriebsrat und Belegschaft, da sie sich stark auf das Verhältnis zum Management konzentrierten. (dab)



Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 4/2013, 426 Seiten, Jahresabo: 80 Euro. www.Hampp-Verlag.de

Ungerechtigkeit macht krank

Nicht nur die absolute Einkommenshöhe, sondern auch das Empfinden darüber, ob der eigene Lohn gerecht oder ungerecht ist, beeinflußt die Gesundheit. Das zeigt eine Studie von Forschern der Uni Bielefeld, deren Ergebnisse in den WSI-Mitteilungen zusammengefaßt sind. Insgesamt empfindet etwa ein Drittel der abhängig Beschäftigten ihr Erwerbseinkommen als ungerecht. Unter Beschäftigten mit einem Stundenlohn von weniger als 8,50 Euro liegt diese Quote allerdings bei fast 55 Prozent. Von denjenigen, die mehr als 25,50 Euro pro Stunde verdienen, sind es rund 15 Prozent.

Empfinden die Befragten ihr Einkommen als zu niedrig, berichten sie deutlich häufiger von gesundheitlichen Problemen. Die tatsächliche Entgelthöhe, der Status des Leiharbeiters, die Zufriedenheit mit dem Beruf und andere Faktoren können weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. (dab)



WSI-Mitteilungen, 8/2013, 72 Seiten, Jahresabo: 88,20 Euro. www.wsi-mitteilungen.de
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