21.06.2013 / Feminismus / Seite 15

Kabul: Aus für die Frauenquote?

Kabul. In Afghanistan häufen sich die Anzeichen, daß Frauen ihren hart erkämpften Einfluß auf politische Prozesse wieder verlieren. Am 22. Mai wurde im Unterhaus des afghanischen Parlaments für eine Novelle gestimmt, die die bisher geltende 25prozentige Frauenquote bei allen gewählten Provinzvertretern abschaffen soll. Von der Entscheidung hätten die weiblichen Mitglieder des Unterhauses aber erst vergangene Woche erfahren, sagte die Abgeordnete Fausia Kufi. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag.

Aktivistinnen fürchten, daß dieser Punkt nur einer von mehreren Schritten der Regierung von Präsident Hamid Karsai ist, um die Taliban zu Friedensverhandlungen zu bewegen. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes durch die von den USA geführte Invasion wurde 2001 in den rund 400 Bezirks- und 34 Landesräten eine 25prozentige Frauenqote eingeführt. 17 der 28 Frauen im Oberhaus werden von Karsai persönlich bestellt. Die verbleibenden elf müssen von den Frauen bestellt werden, die in den regionalen Räten sitzen. Diese Positionen geraten nun unter Beschuß. Die Beschlüsse des Unterhauses müssen noch vom Oberhaus und Karsai persönlich abgesegnet werden, bevor sie in Kraft treten können.

(Reuters/jW)
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